wackelnde Flaschen und Kapuzenmänner
18:04 Uhr, jetzt schnarcht's von hinten im Duett. Holger hat sich auch in die Waagerechte begeben. Das Boot schaukelt zusehends. Das liegt an dem langsam aufkommenden Wind von der Seeseite her. Wenn das so bleibt, wird das eine aufregende Nacht. Apropos, wo is'n eigentlich Husti? Der wird sicher begeistert sein und im Moment bestimmt wieder sterben wollen.
18:06 Uhr, Grube und ich halten die Stellung hier im Boot. Damit es nicht so langweilig wird, haben wir prophylaktisch mal 'ne Flasche Bushmills auf den Tisch gestellt. Ich hab keine Ahnung ob es an den bisher eingenommenen Destillaten liegt, aber irgendwie sehe ich 'nen Wackeldackel . Allerdings ist das kein Dackel sondern die Pulle Whiskey, die auf dem Tisch vor sich hin wackelt. Was mich aber beruhigt ist die Tatsache, daß es nicht nur mir so geht. Grube hat ebenfalls ein gewisses Eigenleben der Flasche bemerkt.
18:08 Uhr, nach eingehender Untersuchung haben wir festgestellt festgelegt, daß der Boden der Flasche etwas ballig ist und die deshalb asynchron zum Boot mitschaukelt.
18:20 Uhr, Husti taucht wieder auf. "Wo warst'n Du? Wir ham schon gedacht, Du bist bei dem Wellengang über Bord gegangen". "Ich war oben, in den Öffentlichen", meint er. "Das sah vielleicht aus dort. Da hab ich erst mal richtig reenereene In Sachsen der Fachausdruck für 'rein' oder 'sauber' gemacht. Und weil ich schon mal dort war, hab ich gleich noch gepflegt gekackt", fügt er hinzu. "Und jetzt sieht's wieder aus wie vorher, oder wie ?", frage ich ihn. Eine Antwort bekomme ich zwar nicht, aber ein leichtes Augenrollen ist zu erkennen.
18:30 Uhr, Husti liegt auf seinem Bett und liest die 'Blöd'. Er ist Kreide weiß und will eigentlich sterben. Lesen tut der bestimmt nur um sich abzulenken. Das 'leichte' Schaukeln ist nicht sein Ding. "Mir geht's scheiße", meint er. "Das schaukeln geht mir auf den Sack". Ich glaube, wenn ich so 'ne Zeitung Wurschtblatt lesen würde, würde es mir auch schlecht werden.
18:40 Uhr, Grube und ich genießen noch 'nen Bushmills. Husti hat inzwischen wieder das Boot verlassen und läuft draußen an der Kaimauer auf und ab. Das ist der einzige Ort, wo es nicht schaukelt. Ich hab ihm mehrfach versichert, daß es ab 20:00 Uhr keinen Wind mehr gibt. "Das hab ich so gebucht", hab ich gesagt. Er traut mir aber aus irgendwelchen Gründen nicht.
18:46 Uhr, es ist inzwischen so voll hier geworden, daß jetzt sogar die Außenmauer komplett mit Booten belegt ist. Im Prinzip ist der der Hafen schlichtweg 'überfüllt'. Was man auch deutlich an den virtuos belegten Landstromanschlüssen erkennen kann. Unser Boot wird mittlerweile von unzähligen 'Touristen' bestiegen. Der Jetski, der bei uns fest gemacht hat, hat sich als Antrieb für einFlyboard entpuppt. Gegen etwas Kleingeld kann man sich -vorausgesetzt man beherrscht das Teil- in die Höhe spülen lassen. Und jeder der paar Münzen einstecken hat und denkt, daß er es kann, latscht jetzt über unser Boot um an das Flyboard zu kommen. Naja, solange die uns nicht den Whiskey wegsaufen, hab ich da nichts dagegen.
18:58 Uhr, Husti kommt wieder an Bord. Der sieht wirklich Scheiße aus. "Setzt dich hin und trink mal 'nen Schluck Whiskey mit deinen lieben Freunden", versuch ich ihn aufzumuntern. "Nee danke", lehnt er ab. "Wie jetzt, trinkst Du nicht mit uns weil Du keinen Whiskey magst, oder wir nicht deine Freunde sind ?", frag ich ihn. "Arschnloch !", ist die Antwort.
19:14 Uhr, draußen, hinter bzw. über der Kaimauer sehe ich eine dunkle Kapuze hin und her 'schweben'. Das erinnert mich irgendwie an den Typen von "Death Comedy", der immer den Tod in den einschlägigen TV Comedy-Sendungen spielt. Bei näherem hinschauen erkenne ich, daß es Husti ist. Zum Glück hab ich gerade meine Kamera griffbereit. Das Bild muss ich sofort für die Nachwelt festhalten.
19:28 Uhr, jetzt sieht Husti noch weißer als vorhin aus. In dem Zustand könnte er glatt als 'Dressman' in 'ner Fabrik für Bettlaken anfangen. "Glaub mir, das hört punkt 20:00 Uhr auf. Das verspreche ich dir. Da kannst Du deinem Reiseleiter blind vertrauen", versuche ich ihn wiederholt aufzumuntern. Allerdings hab ich das Gefühl, daß er mir immer noch nicht glaubt oder gar nicht glauben will.
19:50 Uhr, ich konnte Husti dazu überreden einen U-Berg zu trinken.
20:02 Uhr, Husti hat wieder Farbe im Gesicht. War's der U-Berg oder der Wind, der jetzt plötzlich weg ist? "Ich hab dir doch gesagt, 20:00 Uhr ist Schluss mit Wind".
20:12 Uhr, Dieter erscheint wieder auf der Bildfläche. "Was is'n heut für Tag ?", fragt er. Das erinnert mich an die Tour-2008, da hatte Dieter an genau gleicher Stelle ein ähnliches 'ErlebnisErlebnsi siehe Tourtagebuch-2008 Tag-1, 18:30 Uhr '.
20:20 Uhr, die Crew ist wieder komplett. Holger hat es auch geschafft sich aus seinem Bett zu schälen. "Jetzt ein Guinness käme bestimmt gut", meint er. "Gute Idee", sagt Grube. "Du weißt ja wo's steht".
20:24 Uhr, Langsam wird es ruhiger draußen. Die Anzahl der Besucher oder sagen wir "Booteangucker' ist mittlerweile überschaubar geworden. Holger hat fünf Guinness eingelassen. Husti mault zwar wieder rum, daß er keins will, wird aber 'zwangsverpflichtet' endlich mal Teamgeist zu zeigen und mit zu trinken.
20:56 Uhr, es gibt Abendbrot. Der Smutje hat den Klassiker serviert. Großer Wurstteller Griebenfett und Käse -auch aus "D" importiert- sowie diverses Grünzeug und 'SchüttelgurkenSchüttelgurken Grüne Gurke in Scheiben geschnitten und mit Zucker, Salz, Essig, Öl, Senfkörner und Dill in einem geschlossenen Behälter geschüttelt. '. Natürlich stehen noch die obligatorischen fünf Guinness, die Pulle Whiskey und 'ne Runde U-Berg auf dem Tisch
21:28 Uhr, Dieter sitzt so ungünstig, daß ich wieder das 'Bauleiterklo' nutzen muss.
21:32 Uhr, ich hab ein ungutes Gefühl. Hoffentlich hab ich alle Spuren beseitigt. Ich hab keinen Bock auf 'nen Anschiss vom Bauleiter. |