jammern, nerven, frieren und andere Unpässlichkeiten
09:04 Uhr, es gibt Frühstück Zur Feier des Tages serviert der Smutje Rührei mit reichlich Schinken, Speck und Zwiebeln. Dazu werden aufgebackene Baguetten gereicht. Genau die richtige Grundlage für einen langenTag.
09:14 Uhr, der geübte Leser vermutet richtig! Fünf Einheiten U-berg helfen den fettigen Speck zu verdauen.
09:18 Uhr, "Und, wie siehts mit nem gepflegten 'Herrentags-Whiskey' aus ?", frag ich in die Runde, "einen guten Black Bush zur Feier des Tages". "Ich nicht !", wehrt Dieter sofort ab. Die restlichen Tourteilnehmer antworten ähnlich. "Aber nur bodenbedeckt bitte", oder "für mich nur ein winziges Schlückchen". Ich kann das 'Gejammer' nicht mehr hören. Nächstes Jahr muss 'ne neue Crew ran, das nützt alles nichts. Höchstens den Smutje nehme ich wieder mit.
09:42 Uhr, wie sagt man so schön:"Auf einem Bein kann man nicht stehen !".
09:46 Uhr, nur Husti und ich stehen jetzt fest auf beiden Beinen. Dieter, Holger und Grube haben wieder von ihrem Veto-Recht gebrauch gemacht. Die müssen dafür aber den Rest des Tages humpeln.
10:00 Uhr, dem heutigen Feiertag entsprechend herrscht feinstes Wetter. Die Sonne scheint, kein Wind und kein Regen. Trotzdem hat der Bauleiter festgestellt, das die Heizung 'angeblich' nicht funktioniert. Wieso der allerdings bei dem Wetter mit der Heizung hantiert, entzieht sich meiner Kenntnis. Das werden wohl wieder seine weiblichen Gene sein, die hier zugeschlagen haben. Frauen frieren ja auch immer, selbst mit Jacke, Schal und Pullover in der prallen Sonne. Allerdings könnte das auch ein Zeichen von ganz oben sein. Ich hab ja jeden Tag gebetet, daß die Scheißheizung kaputt geht.
10:10 Uhr, Husti nervt wegen der Heizung, der will unbedingt daß ich den Vermieter informiere. "Was willste den bei dem Wetter mit der Heizung? Wir haben strahlenden Sonnenschein !". Jetzt stimmt Holger ebenfalls mit ein, der friert auch. In meinen Augen sind die krank. Draußen scheint die Sonne und die sitzen mit Pullover, Jacke und Schal im Boot und frieren. Naja, die sind ja schließlich Geschwister, und da haben die auch die gleichen Gene.
10:20 Uhr, Husti und Holger sind Baguetten holen gegangen. Dieter füllt die Wassertanks und Grube hat einen weiteren Versuch bezüglich 'umtopfen' gestartet. Ich selber bin auf dem Weg hoch ins Office vom Vermieter, wegen der Heizung.
10:30 Uhr, der Heizungsmann kommt.
11:00 Uhr, die Heizung läuft noch nicht.
11.30 Uhr, der Heizungsmann hat 'aufgerüstet', der hat schweres Geschütz aufgefahren. Ich glaube, der hat die komplette Serviceausrüstung -oder 'Equipment' wie der Deutsche sagen würde- des Vermieters auf unser Boot gebracht. Früher bestand so eine Heizung aus einem Brenner und einem Bimetall als Temperaturfühler. Das Ding hat dann die Heizung bei Überhitzung abgeschaltet. Notfalls hat man da bissel 'dranrumgebogen' und gut war's. Jedenfalls konnte man die Heizung irgendwann wieder starten. Heute braucht man für eine Heizungsreparatur gefühlte zehn Messgeräte, einen Laptop und möglichst noch 'ne entsprechende App auf dem Smartphone.
12:00 Uhr, wir Husti und Holger können immer noch nicht heizen. Aber ich weiß jetzt, daß im Zeitalter von Computer und Internet eine simple Heizung ähnlich wie ein Raumschiff funktioniert. Die hat jetzt auch eine Steuereinheit, eine Regeleinheit, eine Temperaturmesseinheit und ganz wichtig einen Fehlerspeicher mit Bluetooth-Schnittstelle. Und hier kommt dann die Applikation auf dem Mobiltelefon mit Internetzugang ins Spiel. Der Heizungsmann hat nämlich über diesen Weg herausgefunden, daß nicht die Heizung selber sondern 'nur' die Regeleinheit defekt ist.
12:06 Uhr, so eine Regeleinheit liegt natürlich nicht 'sinnlos' beim Vermieter im Regal. Nein, die muss erst bei irgendeinem Ersatzteilhändler bestellt werden. Da unsere Tage hier auf dem Shannon aber begrenzt sind, und wir heute eigentlich noch weiter fahren wollen, haben wir jetzt einen 'Block-Heater' -ein Heizgebläse- vom Vermieter bekommen. Da das Gerät allerdings nur mit Landstrom läuft, gab's noch eine Smardcard oben drauf. Mit der können wir dann 'kostenfrei' Strom für den Heizlüfter beziehen.
12:08 Uhr, das Heizungsproblem ist nun 'gelöst', und wir können endlich starten. Für den heutigen Tag habe ich Shannonbridge als Etappenziel festgelegt. Das ist zwar nur eine ziemlich kurze Etappe, aber jetzt um die Zeit noch hoch bist Athlone ist mir zu stressig.
12:14 Uhr, die üblichen Verdächtigen sitzen in vertrauter Runde und halten die Angeln ins Wasser. Ich gehe aber davon aus, daß hier und heute in Sachen 'Hechtspieße' nicht mehr viel passiert.
12.32 Uhr, mit den Worten "Auftrag vom Küchenchef" reicht mir Dieter 'nen Grog hoch. Rein von den Temperaturen her ist's zwar Blödsinn, aber ehe der Rum schlecht wird, oder wir den wieder mit nach Hause schleppen, war das schon eine gute Entscheidung vom Smutje.
12:38 Uhr, wir passieren den Abzweig zum Grand Canal
12:40 Uhr, der Smutje reicht 'Herrentagsspieße'.
12:50 Uhr, ein seltener Anblick Husti ist mittlerweile auch auf dem Oberdeck präsent und hat neben mir Platz genommen. Vorsorglich hat er die leeren Guinnessgläser mitgebracht. Das ist ja schon mal in die richtige Richtung gedacht, würde ich sagen.
12:54 Uhr, Grube hat das Catering übernommen und lässt die Luft aus den Gläsern.
13.20 Uhr, Holger scheint das Handtuch geworfen zu haben. Der hat seine Angel zur Seite gelegt. "Der ist moralisch am Boden zerstört, weil ICH den ersten Hecht habe !", meint Grube. "Den 'Ersten' hast Du erst, wenn die Taucher befragt wurden. Noch ist die Sache nicht eindeutig bewiesen".
13:26 Uhr, zur Aufmunterung oder Ansporn macht Husti mit der Flasche Black Bush die Runde. |