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» Tag2 « 02. Mai 2016
Keshcarrigan - Ballyconnell
 


08:16 Uhr, die Heizung springt an, zwanzig Minuten eher als gestern. Die Ü-60'er tasten sich scheinbar langsam an ihre 'Normalweckzeit' von 08:00 Uhr heran.
Ich verspüre einen stechenden Schmerz in der rechten Schulter. Keine Ahnung von was das kommt. Ich kann mich beim besten Willen auch nicht erinnern, gestern Rugby gespielt zu haben oder anderweitig irgendwo mit der Schulter angeeckt zu sein. Das ist schon komisch. Vielleicht liegt's auch nur am Alter. Mein Vater sagt ja immer:"Wenn Du früh munter wirst, und dir tut nichts weh, dann ist das schon ein schöner Tag !". An dieser Aussage könnte direkt was Wahres dran sein.
Ich glaube, bei P1 ist das (noch) anders. Wenn dem die Schulter weh tut, dann hat der die vorher benutzt. Bei mir dagegen tut die Schulter weh, einfach nur weil die dort gewachsen ist. 

08.20 Uhr, die Sonne scheint, aber den Geräuschen nach zu urteilen, herrscht ein ziemlicher Wind.

09:06 Uhr, der Smutje serviert Spiegelei und gebratene Bohnen zum Frühstück.
Hmmh, also waren doch noch Bohnen da. Da drängt sich bei mir zwangsläufig der Verdacht auf, daß der Smutje die gestern Abend -rein präventiv und in weiser Voraussicht auf eine Fressattacke meinerseits- bewusst versteckt hat.

09:22 Uhr, P1 braucht 'ne Pille. "Bei mir dreht sich alles ", meint er. 

09:30 Uhr, vier U-Berg zur Vorbeugung. Nicht daß es bei beim Rest der Crew auch noch anfängt zu drehen.

09:34 Uhr, Olli kommt zu uns. Der vermisst seine Jacke. Er geht davon aus, daß die noch irgendwo bei Gerdi's am Haken hängt. Wie er bereits herausgefunden hat, macht der Pub aber erst 11:00 Uhr auf. Olli sieht's aber sportlich. "Da gehen wir 11:00 Uhr hoch und essen gleich 'nen Lammbraten zu Mittag ". Eine gute Entscheidung wie ich finde. Ich glaube, das hätte ich auch so gemacht. Man muss einfach das Notwendige mit dem Angenehmen verbinden. Für heute Abend machen wir schon mal prophylaktisch ein Treffen in Ballyconnell klar.

09:40 Uhr, Dieter kümmert sich um den Wassertank. P1 unternimmt einen kurzen Landgang. "Da wackelt wenigstens nichts ", meint er. "Das brauch ich jetzt zum auslüften ".





 Marker im Federkleid und ein Grundbucheintrag

10:12 Uhr, wir starten zur 2. Etappe. Heutiges Tagesziel ist Ballyconnell 

10:48 Uhr, Lock-08 , die erste Schleuse der heutigen Etappe liegt hinter uns.

11:08 Uhr, der Smutje bringt mir 'ne Möhre. Ich habe ja nichts gegen (angeblich) gesunde Ernährung, aber ein Guinness wäre mir jetzt definitiv lieber.

11:18 Uhr, irgendwer muss meine Gedanken erraten und Quaddel beauftragt haben mir ein Guinness zu bringen. Da ist ja fast wie 'Stille Post'. 

11:36 Uhr, wir arbeiten Lock-07  ab.

12:04 Uhr, "Haaalt !", ruft's von hinten. P1 hat einen 'Hänger', also rein angeltechnisch gesehen. Ein Hänger ist zwar kein Fisch, sorgt aber wenigstens für etwas Abwechslung.

12:10 Uhr, es gibt noch ein Guinness und 'nen U-Berg. "Zum Nachspülen ", wie P1 meint.

12:20 Uhr, Lock-06 

12:44 Uhr, Lock-05 , mittlerweile hat P1 die Sache absolut im Griff und ist zum 'Selbstläufer' geworden. 

13:14 Uhr, P1 bringt schon wieder ein Guinness und kurz danach noch einen Grog  Da wird man ja regelrecht gezwungen 'durcheinander' zu trinken.

13:16 Uhr, rein vom Timing her war die Reichung o.g. Getränke eher suboptimal. Lock-04  steht an. Ich hab die Befürchtung, ich muss den Grog kalt trinken.

14:00 Uhr, Garadice  Lough, hier kann nicht viel passieren. Ich übergebe das Steuer an P1. Für ihn ist das sicher aufregender als immer nur die Knöpfe am Bedienpult der Schleusen zu drücken oder mich mit Guinness und Grog  Heißgetränken zu versorgen.

14:12 Uhr, "Ganz da vorne, die zwei Marker, da müssen wir durch und rechts abbiegen " (PICT2912.JPG)

14:16 Uhr, P1 macht keinerlei Anstalten den Kurs zu ändern (?) Gut, ist ja noch bissel hin bis zu den Markern, mal sehen was passiert.

14:18 Uhr, immer noch keine Reaktion. "So ganz langsam musst Du jetzt aber mal nach rechts auf die beiden Marker zu halten ", empfehle ich P1. "Ach die meinst Du ", ist die spürbar irritierte Antwort. "Ich dachte Du meinst dort die beiden weißen Dinger ". Was meint der für weiße Dinger  "Wo ?", frage ich. "Na da vorne ". Ich schaue nach vorne. "Eyh Alter, das sind zwei Schwäne und keine Marker ", entfährt es mir. "Ach so, na da kannste mal sehen wie schlecht ich sehe. Kontaktlinsen sind eben nicht für die Ferne gemacht ".
Ich glaube, ich muss das Steuer wieder selber in die Hand nehmen. Wer weiß wo wir sonst noch landen.

14:22 Uhr, wir passieren Houghtons Shore  Eigentlich hatte ich hier einen Halt für's Mittagessen geplant. Aber der Smutje meinte, daß er lieber durchfahren würde.

15:00 Uhr, Lock-03 , die letzte Schleuse für heute.

15:32 Uhr, kurz vor Belaheady, Bridge No. 26  "Halt Hecht !" Dieter scheint einen kapitalen Fang am Haken zu haben. Zumindest erweckt die stark gebogene Angelrute diesen Eindruck. Da ich von meiner Position aus das Heck nicht komplett einsehen kann, folgen wieder die typischen, amateurhaften Anweisungen:"rechts, links, vor, zurück, noch ein Stück, nee halt, wieder vor, nee doch nicht .... ".

15:34 Uhr, klasse, wir sitzen fest, das ist mal wieder ein Eintrag ins 'Grund'-Buch. Der Scheißfisch ist zwar jetzt an Bord, aber dafür bewegt sich das Boot irgendwie nicht mehr. So nahe bin ich doch aber gar nicht am Ufer? Der Bug hat noch gut 1,5m Luft und das Heck reichlich 'nen Meter bis zum Ufer. Die Schraube wühlt nur Schlamm hoch und die Bugstrahler zeigen auch keine Wirkung. 
Gaaanz ruhig bleiben, keine Panik, systematisch an die Sache ran gehen. Erst mal in Ruhe die Lage checken.

15:38 Uhr, Gott sei Dank, ich habe den Kahn wieder frei. Vorsichtig etwas mehr Gas, keine komischen Geräusche, nichts wackelt oder vibriert. Gleiches Spiel nochmal im Rückwärtsgang, das fühlt sich auch gut an. Alles gut, die Schraube scheint also nichts abbekommen zu haben. Nichts wie weg von dieser Stelle.

15:42 Uhr, kurz hinter Bridge No. 26, nachdem die Amateure auf Dieters Hecht angestoßen haben, kommt Quaddel mit der Pulle Bushmills hoch zur FlyBride. "Hier, für den Käpt'n auch einen zur Beruhigung !". Hahaha .... "Schön wenn ihr euch die Kante gebt, ich bin im Dienst und hätte sicher viel mehr Grund einen zu nehmen, ihr Penner !". 





 Von Zwischenlösungen und Endlösungen

16:14 Uhr, Ziel erreicht! Wir haben am Aleger  von Ballyconnell festgemacht.

16:18 Uhr, das Timing im Zusammenspiel mit dem Kombüsenchef war hervorragend. Das Mittagessen steht auf dem Tisch. Der Smutje serviert uns heute Gulasch mit (für Leser in den Altbundesländern: "an") Kartoffeln und Erbsen. 

16.30 Uhr, nur mal schnell 'nen U-Berg als 'Zwischenlösung', bevor es später dann Whiskey gibt.

17:00 Uhr, weil hier scheinbar nichts mehr in dieser Richtung passiert, hab ich die Sache  Flasche selber in die Hand genommen. So ein 10 jähriger Bushmills nach dem Essen ist auch mal was Feines.

17:08 Uhr, da Quaddel wie gewohnt um diese Zeit schon wieder an der Matratze horcht, muss ich nur noch vier Whiskey einschenken.

17:20 Uhr, heute ist Montag, und Montag steht Duschen auf dem Plan. Ich würde zwar lieber sitzen bleiben und noch ein oder zwei Whiskey trinken, aber .... 'Was sein muss, muss sein!' 

17:40 Uhr, auch wenn es Überwindung kostet, mit neuer 'U-HoseU-Hose
Unterhose oder auch Schlüpfer
 
' und frischen Socken lebt sich's doch irgendwie angenehmer, Prost!

18:16 Uhr, der Smutje gibt unten in seinem 'HobbyraumHobbyraum
Auch Küche oder Kombüse genannt.
 
' exklusiv für P1 eine Lehrstunde, wie ein Hecht fachgerecht filetiert wird.

19:06 Uhr, Dieter bringt wieder die Pulle Averna in's Spiel. Ich glaube, das ist jetzt keine gute Idee. Da kleben ja noch von gestern Reste im Hals.

20:00 Uhr, endlich, der Averna ist alle. 

20:22 Uhr, jetzt brauch ich aber wirklich mal 'nen anderen Geschmack. Da ich die beiden 10'er Bushmills mitgebracht habe, bin ich auch der Bestimmer über die zweite Pulle.

20:24 Uhr, das ist jetzt aber wirklich mal ein andrerer  besserer Geschmack. Gut, ich geb's zu, Averna mit Bushmills vergleichen, ist wie Trabant fahren mit 'nem Ausflug im Maybach gleich zu setzen. Aber rein geschmacklich denke ich, könnte das jetzt die Endlösung sein.

( @Olli: Irgendwann in dem Dreh habt ihr angelegt. Keine Ahnung mehr wann das war. Wenn Du das liest, kannst dich ja mal melden.)

20:40 Uhr, der Smutje fragt ob Abendbrot gewünscht wird.Hmmh, so richtig Hunger würde ich es nicht nennen. Aber um nicht wieder den Begriff 'Fressattacke' zu strapazieren, würde ich sagen, daß auf Grund der über den Tag zugeführten Destillate ein gewisses 'Appetitspotential' vorhanden ist.

20:46 Uhr, das übliche Notfallabendbrot steh auf dem Tisch. Der Smutje scheint einfach alles essbare, was ihn in der Kombüse stört, auf den Tisch gestellt zu haben.
P1 kommuniziert wieder mit seiner Schmierscheibe. Angeblich will er nur mal 'ganz kurz' die Fußballergenbisse checken. Als Alibi hält er uns seinen 'Wunderapparat' hin. Beim Spiel Bremen - Stuttgart steht's aktuell 4:2.
Da ich bekennender 'Antifußballfan' bin und somit absolut keine Ahnung von Rasenballsport habe, kann ich den Spielstand auch nicht näher deuten. 





 Gewichtige Entscheidungen und abartige Biersorten

21:00 Uhr, die beiden Ü-60'ger sind irgendwie in einen Streit bezüglich der Verfügungsgewalt über die Heizung geraten. Es geht inhaltlich darum, wer die wann ein oder ausschalten darf bzw. muss. Genau weiß ich das jetzt auch nicht mehr. Jedenfalls beendet Quaddel die ganze Diskussion mit dem Schlusswort:" .... aber ich bin der Schwerere !". (so hab ich's mir zumindest im Tagebuch aufgeschrieben) 

21:08 Uhr, Quaddel ist mal wieder mit der Bewachung seine Matratze beschäftigt. Nebenbei muss der wieder mehrere Festmeter Holz in Bearbeitung haben. Zumindest von den Geräuschen her zu urteilen die aus seiner Koje kommen.

21:34 Uhr, auf geht's in den Pub. Lange suchen oder überlegen müssen wir nicht. Auf dem Plan steht -wie bereits erwähnt- ein Treffen mit Olli & Co. im Anglers Rest  Also geht es auf dem schnellsten Weg dort hin.

21:44 Uhr, Ziel erreicht, die 'Ollitruppe' ist schon gut zugange. Die sitzen ja auch schon 'ne Weile. Vielleicht sitzen die aber auch schon zu lange. Die haben nämlich -zumindest für meinen Geschmack- ganz abartige Sachen auf dem Tisch stehen, Bulmers. Da stellen sich bei mir gleich die Haare an den Armen hoch.

21:46 Uhr, P1 erhält den Auftrag Bier am Tresen zu ordern. Ich betone ausdrücklich, er soll Guinness bestellen. Was er selber trinkt ist mir ehrlich gesagt egal. Ich trinke nur schwarzes Gold, zumindest wenn ich in Irland bin. Da lass ich mich auf keine Experimente ein.

22:24 Uhr, noch 'ne Runde

23:12 Uhr, noch 'ne Runde

23:54 Uhr, wieder an Bord. Husti macht gleich 'nen Durchläufer ins Bett. P1 geht's auch nicht gut, wie er sagt. Er versucht uns aber trotzdem noch drei Whiskey einzulassen. Zwar hat er die falschen Gläser erwischt, aber scheißdrauf, das Zeug muss weg.

00:02 Uhr, P1 wirft das Handtuch. "Bei mir geht nichts mehr ".Da waren's nur noch Zwei. "Zu zweit reicht der Whiskey bissel länger ", meint Dieter. "Stimmt, darauf trinken wir Einen ".

00:10 Uhr, "Gehen wir schlafen, oder ?". Dieter meint:"Einen nehmen wir noch ". Na gut, wenn's sein muss.
Wir kommen auf das Thema Hechtspieße zu sprechen. "Der eine Fisch von heute reicht aber definitiv noch nicht ", gebe ich zu bedenken. "Kein Problem ", meint Dieter. "Ich mach das schon. Morgen noch 'ne Stunde die Angel ins Wasser und gut ist !". 

00:16 Uhr, Dieter visiert die Flasche Bushmills an und stellt fest:"Die paar Zentimeter schaffen wir auch noch ".

00:24 Uhr, die 2. Pulle Bushmills ist jetzt auch Geschichte."So fertig ", entfährt es Dieter. "Whiskey alle, den 1.Hechttitel hab ich auch, also kann ich morgen nach Hause !" 

00:30 Uhr, Licht aus!



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