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29. Mai 2014
Kilglas - Jamestown

08:02 Uhr, Die Heizung springt an. Ich versteh's einfach nicht, das ist doch nun wirklich nicht kalt. Wieso muss da schon wieder die Heizung laufen? Aber wenigstens scheint Quaddel sich an die Zeitvorgabe gehalten zu haben. Zwar hat er genau das untere Limit ausgereizt, aber immerhin.

08:30 Uhr, Ich schaue aus dem Fenster von meiner Nasszelle und sehe Holger mit der Angel draußen rumlatschen. So ist's richtig, abends vor Sonnenuntergang ins Bett gehen und dann früh Stress machen.

08:48 Uhr, Zum Frühstück gibt es Spiegelei mit Toastbrot. Irgendwer hat auch schon die erste Ration U-Berg auf den Tisch gestellt.

08:52 Uhr, Dieters Handy klingelt! Es ist Grube, der uns zum Vatertag gratulieren will. Wenn er selber auch nicht mit ist, so ist er wenigstens im Geiste mit dabei. Das ist ein feiner Zug von ihm

09:06 Uhr, Die erste U-Ration wird frei gegeben.

 Jameson in Jamestown

09:46 Uhr, Es geht los zur fünften Etappe. Heute wollen wir bis Jamestown fahren. Während der Planungsphase für die Tour 2014 ist mir aufgefallen, daß wir da noch nie waren. Deshalb hab ich beschlossen dort zu übernachten. Vom Wetter her sieht es heute nicht ganz so gut aus wie die letzten Tage. Momentan ist es noch komplett bedeckt und keine Sonne zu sehen. Aber wenigstens ist es trocken und windstill.

09:54 Uhr, "Gestern gab's 10:10 Uhr Guinness! ", sage ich so in die Runde. "Aber momentan sieht es eher nach Grog aus. Wir sollten die Chance nutzen ehe die Sonne wieder durchkommt ". "Soll ich Grog machen? ", fragt der Smutje. Es gibt keine Gegenstimme. Holger fügt noch hinzu:" Besser Grog als wenn Dieter sich den ganzen Zucker ins Guinness kippt ". "Oder du dir den Zucker auf den Bratkloß schmierst ", kann ich mir nicht verkeifen zu ergänzen. 

10:06 Uhr, Dieter bringt den vom Smutje angekündigtem Grog hoch auf's Oberdeck.

11:36 Uhr, Wir haben vor Albert Lock angelegt. Diesmal haben wir nicht soviel Glück, die Schleuse ist zu. Aber wir haben ja Urlaub und somit Zeit und keinen Termindruck. Holger hat sich seine Angel geschnappt und versucht vom Steg aus was an den Haken zu bekommen. Ich bezweifle aber stark, daß dieses Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird.

11:38 Uhr, Dieter bringt mir noch 'nen Grog.

12:04 Uhr, An der Schleuse scheint sich was zu tun. Das Wasser vor dem Tor gerät sichtbar in Bewegung. Ich starte schon mal den Diesel.

12:06 Uhr, Die Ampel ist auf Grün gesprungen und das Tor öffnet sich langsam.

12:08 Uhr, Wir liegen in der Schleuse. Was mir schon seit Jahren immer wieder auffällt, ist die extrem gepflegte Anlage. Dies betrifft sowohl das kleine Häuschen als auch das komplette Gelände. Der Rasen ist 1A gemäht, die Blumenbeete mit viel Liebe angelegt und die Hecken und Ziergehölze perfekt geschnitten. Das könnte unter anderem auch daran liegen, daß hier scheinbar eine Frau das Kommando hat. Zuminest hab ich schon mal eine solche beim Blumen schneiden beobachtet. 

12:12 Uhr, Das Schleusentor öffnet sich und wir nehmen das letzte Stück der heutigen Etappe in Angriff. Der Smutje fragt wie lange wir ungefähr noch brauchen. Ich blicke kurz auf die Karte und sage:"Wenn wir mit dem Tempo weiter fahren ca. 'ne halbe Stunde. Wenn Du allerdings eher da sein willst, müsste ich 'ne Kohle nachlegen ". "Ne, ne, passt schon ", meint er. "Mir geht's nur wegen Essen vorbereiten ". Angesichts der noch recht frühen Zeit, einigen wir uns darauf bezüglich Mittagessen noch keinerlei Aktivitäten zu starten. Es reicht, wenn er erst nach dem Anlegen in Jamestown damit beginnt.

12:18 Uhr, "Hier im Jamestown Canal einen Jameson ", meint Holger, und reicht die Pulle Jameson in die Runde. Prost!

 Paparazzi und Dienstkleider

12:42 Uhr, Das Anlegemanöver war etwas 'knifflig', zumindest für den Teil der Crew der für das Festmachen des Bootes verantwortlich ist. Die gewohnte Variante, langsam ranfahren und dann einen kleinen Hüpfer runter auf den Anleger, geht hier nicht. Die Kaimauer ist nämlich ziemlich hoch und aus Quaddels Blickwinkel gesehen sogar 'unüberwindlich' hoch. Hier ist klettern angesagt. Aber Dieter und Holger haben diese Herausforderung mit Bravour gemeistert.

12:48 Uhr, Ich stehe ganz oben auf der Flybridge und mache meine obligatorische 360° rundum Videoaufnahme. Gerade als ich fast fertig bin, höre ich es von unten stöhnen und fluchen. In mir steigt plötzlich die Sensationsgeilheit eines Paparazzo hoch, und ich halte voll drauf. 
Dieses Video bei Youtube gepostet, hätte sicher innerhalb kürzester Zeit eine Million Klicks. Ich habe Quaddel 'abgeschossen' als er unter größten Anstrengungen von Bord  geht  'gleitet'. Er schiebt sich die Mauer hoch und zieht sich dann an einem dort befindlichen Geländer in eine senkrechte Position. 

13:06 Uhr, Während Quaddel gerade dabei ist sein 'Dienstkleid' anzuziehen hat Dieter es bereits getan. "Wieso jetzt schon Dienstkleid ", frage ich. "Das wurde befohlen ", meint Quaddel. "Von wem? ", hake ich nach. "Na Vatertag wird doch immer Dienstkleid getragen ", sagt Dieter. "Ja schon ", sag ich, "aber doch jetzt noch nicht. Später dann zum Mittagessen oder heute Abend im Pub ". Jetzt kommt Holger plötzlich auch mit Dienstkleid und der Smutje meint:"Dienstkleid ist Pflicht! ".
4:1 Stimmen, das grenzt ja schon fast an Meuterei !!! Da muss ich mich auch als Käpt'n geschlagen geben.

13:12 Uhr, Ich trage mittlerweile auch Dienstkleid. 
Draußen, im sehr gepflegten Bereich rund um den Anleger, entdecke ich an einem Baum ein Reklameschild für einen Pub hier im Ort. "YOUR LIVE MUSIC VENUE" kann ich schon von weitem lesen. Das sieht schon mal gut aus, das muss ich mir näher ansehen. Drei Minuten Fußweg von hier, steht im 'Kleingedruckten' unter dem Foto vom Pub. Schön und gut denke ich mir, aber wir befinden uns hier genau an einer Kreuzung. Da ist dieser schlichte Hinweis nicht wirklich zielführend. Soll ich nun drei Minuten nach links, rechts oder gerade aus laufen?

13:18 Uhr, Ich habe mich für die letzte Möglichkeit entschieden. Nach ca. drei Minuten gerade aus und einem leichten links Knick der Straße, entdecke ich ein Stück hin auf der rechten Seite ein Guinnesslogo. Perfekt, das ist wirklich nicht weit weg vom Boot. Damit ist die Lokalität für heute Abend gefunden.

13:30 Uhr, Es gibt 'nen Whiskey als Aperitif vor dem Mittagessen. Die Ü-60'er genehmigen sich wieder den Torfschnaps, für den Rest hat Holger Jameson eingegossen.

13:34 Uhr, Der Smutje serviert Steaks mit Erbsen und Bratkartoffeln. Meiner Meinung nach hätten die Erbsen zwar besser zur Lende von gestern gepasst und dafür heute die Champignons zum Steak. Ich behalt's trotzdem lieber mal für mich. Wer weiß wie der Smutje auf Kritik reagiert. Vielleicht wird's dann wohl doch nur 'ne 'Fünf Sterne' Mütze'.  Aber egal ob Erbsen oder Champignons, schmecken tut's jedenfalls wieder hervorragend.

13:54 Uhr, Holger schenkt noch 'nen Jameson ein. Die grauen Panther lehnen ab und gönnen sich wieder 'nen Schnaps von der Sorte 'Torfstecher'.

 Klopapier- und Wasserfragen

14:00 Uhr, Der Bauleiter verschwindet plötzlich in meiner Kajüte. "Was willst'n Du in meinem Revier? ", rufe ich hinterher. "Pissen! ", dröhnt es von drinnen.

14:02 Uhr, Die Gelegenheit ist gut. Jetzt stell ich ihn zur Rede wegen dem Klopapier. "Frisst Du mein Klopapier? ", frage ich ihn als er wieder rauskommt. "Wieso? ". "Na weil der Verbrauch weit über dem gewohnten Durchschnitt liegt, und ich dich nun schon zum wiederholten Mal erwischt habe! ", scheiße ich ihn an. "Quatsch! Ich nehme genau zwei Blatt, nicht mehr und nicht weniger! ", antwortet er. Typisch Bauleiter und Ingenieur, denke ich mir. Der ist so pedantisch, der zählt sogar wieviel Blatt Klopapier er verarbeitet. "Dann muss es hier ja noch andere Fremdpisser geben ", füge ich noch hinzu. Es herrscht tiefes Schweigen an Bord.

14:20 Uhr, Dieter gießt noch einen Jameson ein.
Draußen auf dem Parkplatz hält jetzt mindestens das dritte oder vierte Auto, aus dem jemand aussteigt und sich hier am Anleger mehrere Kanistern mit Wasser abfüllt. Sind das Pavees oder andere dem "Fahrenden Volk" zuzuordnende Menschen? Oder gibt's hier vielleicht 'ne kriminelle 'Wassermafia'? 

14:24 Uhr, Quaddel verabschiedet sich mit den Worten:"Ich geh dann mal 'ne Runde schlafen ". Husti stellt besorgt fest:"Du schnarchst doch dann wieder wie ein Wahnsinniger, wenn ich komme ". Quaddel:"Stimmt, heute schnarche ICH mal! ".

14:36 Uhr, Es gibt noch 'nen Jameson.

14.50 Uhr, Mittagsschlaf!

17:06 Uhr, Ich bin scheinbar der Letzte, der aus der Koje kommt. Der Rest sitzt schon geschniegelt und gebügelt im Salon. Naja, als Käpt'n darf man sich das schon mal leisten.

17:12 Uhr, Es steht ein Spaziergang mit anschließendem Kulturprogramm, sprich der Einkehr in einen Pub, auf dem Plan.

17:28 Uhr, Jamestown ist vom Sightseeing her abgearbeitet. Jetzt folgt endlich der oben erwähnte kulturelle Teil.

 Zickenalarm

17:32 Uhr, Wir sitzen im "The Arch Bar", Holger bestellt fünf Guinness. Auch hier kosten die wieder die gewohnten 20.- €.

17:50 Uhr, Quaddel hat sich plötzlich zickig. Der will morgen Früh keine Baguetten holen. "Außerdem hab ich hier in dem ganzen Kaff keinen Laden gesehen! ", will er sich rausreden. "Da mach dir mal keine Gedanken, wir werden dir schon einen Baguettenladen besorgen! ".

17:52 Uhr, Ich gehe vor an den Tresen und frage den Wirt nach 'nem Crocery (Lebensmittelgeschäft). "Hier im Ort nicht", meint er, "aber drüben in Drumsna. Unten an der Brücke links abbiegen und dann ca. 5 Minuten Fußmarsch ". Das scheint so zu passen. Ich hatte mir das nämlich schon im vorab, als Plan B wenn's hier keinen Pub gegeben hätte, auf der Karte angesehen. Quaddel ist aber beim besten Willen nicht umzustimmen.

18:16 Uhr, Es gibt noch 'ne Runde Guinness. Wir sind nach wie vor die einzigen Gäste hier im Pub.

19:04 Uhr, Gute Stimmung sieht irgendwie anders aus. Hier im Pub scheint heute auch nichts mehr zu passieren. Wir haben uns für einen geordneten Rückzug entschieden.

19:08 Uhr, Wir stehen unten kurz vor der Brücke an einer Informationstafel. Hier befindet sich unter anderem auch eine kleine Umgebungskarte. Ich versuche Quaddel an Hand dieser nochmals den 'kurzen' Weg bis zum Baguettenladen zu erklären. De zeigt sich aber weiterhin als äußerst beratungsresistent. 

19:20 Uhr, Auf dem Tisch stehen diverse angefangene Flachmänner mit unterschiedlichen Whiskeysorten. Wie es aussieht, haben wir die Phase 'Restetrinken' erreicht. Einerseits ist es ja erschreckend, daß wir Donnerstag schon Reste trinken müssen, andererseits spricht es aber auch für eine konsequente Einhaltung der 'Planvorgaben'. Genauer betrachtet ist der Plan sogar schon übererfüllt.

19:22 Uhr, Unten in der Kombüse ist der Smutje mit der Zubereitung des Abendmahls beschäftigt. Er hat für heute 'Hechtspieße' auf dem Plan.

19:24 Uhr, Dieter 'veredelt' sich wieder sein Guinness mit Zucker. Da stellen sich mir schon beim Hingucken die Haare auf. Das ist ja so, als wenn man an Whiskey Torf dran macht. 

19:36 Uhr, Es gibt Hechtspieße an Lauchzwiebel.

19:52 Uhr, Holger fragt:" War euer Speck auch so fettig? ". Bei dieser Frage muss er eigentlich nicht erst auf eine Antwort warten. Die zweite U-Ration wird frei gegeben.

20:30 Uhr, Dieter lässt 'ne Runde Jameson ein. Die Ü-60'er müssen sich weiterhin mit dem Torfschnaps begnügen. Von den 'guten' Sachen bekommen die nichts ab. 

 Süßkram und Flachmänner

21:08 Uhr, Mir fällt ein, daß ich ja noch ein Schmankerl in meiner Reisetasche habe. Vor längerer Zeit hatte ich mal irgendwoher 'ne Schachtel After Eight geschenkt bekommen. Da ich nicht wirklich ein Fan von Süßem bin, und sich meine zeitweilige Lebensabschnittsgefährtin in einer permanenten Abnehmphase befindet, ist die erst mal in der Ecke liegengeblieben. Also die Schachtel, meine ich. Nein, nicht die! Ich meine die Schachtel After Eight. 
Da der Smutje vor längerer Zeit auch mal so 'ne Packung mit hatte, und die sich recht schnell weggegfriffen hat, dachte ich mir, packst die mal mit in die Reisetasche. In der Not frisst der Teufel Fliegen. Und wenn nicht, weghauen kann ich die allemal, auch in Irland.

21:10 Uhr, Der Süßkram scheint ganz gut anzukommen, besonders bei den Ü-60'ern. Klar, wenn man ständig diesen Torfgeschmack im Mund hat, dann ist jede noch so abartige Abwechslung willkommen.

21:16 Uhr, Die Ü-60'er scheinen sich vor nichts zu ekeln. Erst After Eight und jetzt noch 'nen Torfschnaps hinterher. Die schrecken vor nichts zurück, die sind echt hart im Nehmen. Wie's aussieht, war das aber die letzte Runde von dem Torfzeug.

21.30 Uhr, Jetzt ist auch das 'gute' Zeug alle, die Flasche Jameson ist leer. Auf gut Deutsch, der Whiskey ist 'ofiziell' alle!  Die einzige Hoffnung die jetzt noch besteht, sind evtl. noch im verborgenen schlummernde Flachmänner.

21:38 Uhr, Die Hoffnung stirbt zuletzt! Husti bringt tatsächlich noch 'nen Flachmann mit Whiskey ins Rennen.

22:20 Uhr, Was trinken wir jetzt? Diesmal zieht Dieter noch 'nen Flachmann aus dem 'Ärmel'.

22:46 Uhr, Das war jetzt der wirklich allerletzte Whiskey. Holger gibt sogar schon sein Glas zurück. Für den ist das Kapitel Whiskey bereits abgearbeitet. Dieter meint:"Schluss mit Whiskey, jetzt fängt endlich der Urlaub an! ". Ich glaub, ich hab 'nen Hörfehler. Ich muss mal zum Arzt. Ich habe doch jetzt tatsächlich verstanden:"Der Whiskey ist alle, jetzt fängt endlich der Urlaub an! ". Daß der Whiskey alle ist, ist mir schon klar. Aber die Sache mit dem Urlaub, das verstehe ich nicht. Das muss ein Hörfehler sein.

22:52 Uhr, After Eight ist alle, Whiskey ist alle, Alles ist alle. Da wäre ja noch die Pulle Bommerlunder. "Nö, der ist für Morgen! ", würgt der Smutje den Gedanken schon in seiner Entstehungsphase ab. Und Rum? "Das ist Verhandlungssache ", meint Quaddel.

22:56 Uhr, Nach erfolgreicher Verhandlung gibt's 'ne Runde Rum. Aber nur 1 cl, der Rest ist für Morgen, wenn Scheißwetter ist.

23:00 Uhr, Schicht im Schacht!
 


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Gute Nacht!

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