Mir brennt der Hals und die Zunge scheint wie am Gaumen festgeklebt zu sein. Der Maschinist, der für die Bedienung meines Hauptrechners zuständig ist, klopft mir im monotonen Rhythmus mit einem Vorschlaghammer permanent von innen an die Dachlatten. Mit anderen Worten:"Mir brummt der Schädel ". Irgendwie hab ich auch den Eindruck nicht in meinem gewohnten Nachtlager zu liegen. Als ich mich vorhin reflexartig nach links gedreht und mit der Hand Richtung Nachttisch gegriffen habe, bin ich unerwartet an etwas hartes gestoßen. Das war definitiv nicht die dort von mir erwartete Flasche mit Wasser. Langsam überkommt mich ein ganz dummes Gefühl ....
Wo bin ich 

Ganz vorsichtig öffne ich die Augen und blicke nach oben zur Decke. Mein erster Eindruck bestätigt sich. Ich liege nicht zu Hause im Bett. Gleichzeitig macht sich aber auch etwas Erleichterung breit. Das Umfeld kommt mir bekannt vor, das hab ich schon mal gesehen. Ein Blick nach rechts bringt dann Entwarnung. Da ist ein kleines Klappfenster zu sehen und darunter eine Ablage. Dort entdecke ich meinen Flachmann, Fotoapparat, Videokamera, Zigarillos, Streichhölzer, eine Packung Underberg, Kopfschmerztabletten und ein leeres Guinnessglas. Letzteres gibt mir Gewissheit, ich liege in der Kapitänskajüte. Das wiederum bedeutet, ich bin irgendwo in Irland auf dem Shannon.
Fühlbar entspannter drehe ich mich nach links und wundere mich, daß Grube schon aufgestanden ist. Und wieso liegen da, wo er sonst liegt, meine Reisetasche sowie diverse Socken, Jeans, Unterhosen und andere offensichtlich lieblos dort deponierte Kleidungsstücke von mir? Im Moment bin ich auch nicht wirklich in der Lage auf alle in meinem Hauptrechner gespeicherte Daten zuzugreifen. Ich hoffe, daß das nur temporär ist und ich bald wieder in der Lage bin die benötigten Informationen abzurufen.

Langsam dämmerts, ich hab die Lösung. Mein Freund Grube ist gar nicht mit an Bord. Der ist ja dieses Jahr aus logistischen Gründen zu Hause geblieben. Jetzt wird mir auch klar wieso mein Bett so schlampig um nicht zu sagen 'gar nicht' bezogen ist. Das Bettenbeziehen ist nämlich immer seine Aufgabe. Ich glaube, ich habe 'ne große Aufgabe vor mir. Nein, nicht die Betten beziehen. Viel schlimmer, ich muss irgendwie versuchen den kompletten gestrigen Tag aus den noch verbliebenen Erinnerungsfragmenten zu rekonstruieren.

Hinweis: Hier nun wie gewohnt der obligatorische Infokasten mit ein paar kurzen Hinweisen zur Benutzung dieses Tagebuchs. An Funktion und Inhalt hat sich im Prinzip kaum etwas geändert. Wie immer öffnen als 'FachbegriffFachbegriff
Infobox mit einer kurzen Begriffserklärung.
 
' markierte Wörter eine kleine Infobox. Alle normalen Links führen auf externe Seiten. Fotos können duch einen Klick auf die Lupe  vergrößert werden. Wie oben bereits erwähnt, hier nochmals der Hinweis auf das Vorwort. Das dort erlangte Hintergrundwissen hilft 'Neueinsteigern' dieses Machwerk etwas besser zu verstehen. 

Am Freitagabend hab ich mein Weckradio auf 04:00 Uhr morgens gestellt. Das ist im Moment das Letzte woran ich mich spontan erinnern kann. Wenn heute, wie ich vermute, SonnabendSonnabend
Für Leser in den alt-Bundesländern
damit ist Samstag gemeint.
 
ist und meine Uhr die exakte Zeit anzeigt, dann müsste ich gut 29 Stunden aus dem Speicher abrufen. Wobei, wenn ich die Sache korrekt angehen will, muss ich auch noch in Betracht ziehen, daß in Irland die Uhren anders gehen. Wenn es hier 09:00 Uhr ist, dann ist es ja im richtigen Leben schon 10:00 Uhr. Das heißt, ich muss 30 Stunden 'aufarbeiten'. Diese 'Rekonstruktion' der Geschehnisse wird sicher ein hartes Stück Arbeit. 
 

Vorwort
 
Viel Spaß beim Weiterlesen!

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