|  * Hechte, Rammstöße und viel Stress *
⇒ 09:24 Uhr, der Diesel tuckert und Dieter macht die Bootsleinen ab. Rückwärtsgang, leicht Gas, 'Ausparken', Steuer hart Backbord, Vorwärtsgang und wieder leicht Gas. Die Tour 2011 hat soeben begonnen. Das erste Etappenziel ist Dromod. Ich schätze, so gegen 14:00 Uhr werden wir dort sein. Der kleine Hafen ist Windgeschützt und bei gutem Wetter ein geeigneter Platz um die alljährliche Hammelkeule unter freiem Himmel zu genießen.
⇒ 09:28 Uhr, Kaum sind wir unter der Brücke von Carrick On Shannon durch, hat Holger schon die Angel im Wasser. Vier Minuten später hat auch Grube sein Fanggerät in Position gebracht.
⇒ 10:10 Uhr, wir sind im Lough Corry. Der Himmel wir langsam blau, die Wolken werden immer weniger, die Sonne ist schon zu erkennen und der Wind hat nachgelassen. Husti lässt das erste Guinness des Tages ein. Sláinte!
⇒ 10:40 Uhr, gerade biegen wir in den Jamestown Canal ein, als der Himmel komplett aufreißt. Jetzt ist strahlender Sonnenschein und absolute Windstille. Außer dem kaum zu vernehmenden Motorengeräsch unseres Diesels und Vogelgezwitscher herrscht absolute Stille. Herrlich, so macht Bootfahren und Angeln Spaß.Der erst vor wenigen Jahren parallel zum Kanal gebaute unendlich lange Anleger ist voller Privatboote. Ich schätze mal, daß davon höchsten 20% bezahlt sind. Der Rest gehört sicher den Banken bzw. steht bestimmt zum Verkauf. Tja, auch Irland hat die fetten Jahre hinter sich. Das verdeutlichen auch die vielen "For Sale" Schilder an den etlichen neu gebauten, leerstehenden Häusern und Wohnanlagen entlang des Shannon.
⇒ 11:02 Uhr, die Tore von Albert Lock stehen offen und wir können gleich einfahren ohne vorher erst noch vor der Schleuse anlegen zu müssen. Grube bannt diese Aktion auf Video und kommentiert die Einfahrt wie ein professioneller Radioreporter. Das Schleusen selber geht mit Routine über die Bühne und dauert nicht mal zehn Minuten.
⇒ 11:24 Uhr, wir haben die Railway Bridge hinter uns und drehen eine Runde auf dem Lough Tap. Husti ist gerade dabei die Luft aus den Guinnessgläsern raus zu lassen als der Ruf "Halt, Hecht!!" ertönt. Es war Holger. Der langjährige Leser des Tourtagebuches weiß jetzt sicher schon bescheid. Richtig, Grube ist schlagartig still und kreidebleich geworden. Es hat wieder nicht geklappt. Der Titel "1. Hechtfänger 2011" ist vergeben. Auf Grund akuter Suizidgefährdung wird er ab sofort unter besonderer Beobachtung gestellt. 
⇒ 11:26 Uhr, nach dem obligatorischen Bild für's Fotoalbum sowie Begutachtung des Fanges durch den Smutje wird der Fisch getreu dem Motto "catch & release" wieder zurück ins Wasser gelassen.
catch & release: Auf gut Deutsch "fangen und wieder frei lassen". Bevor jetzt die Tier-, Fisch-, Umwelt- oder sonstige Schützer drohend den Finger erheben und uns als Tierquäler oder gar Mörder hinstellen, möchte ich folgendes darlegen. Von den von uns gefangenen Hechten enden maximal drei bis vier in der Pfanne. Der Rest geht "schonend" wieder zurück in den Shannon. Ausgehend von dem Gesetz, daß pro Tag und Person nur ein Fisch bis 50cm getötet werden soll/darf, wir fünf Personen und sechs Tage unterwegs sind, dürften es sogar Dreißig sein. Aber so viel braucht man nun wirklich nicht. Es sei denn, man gehört zu einer gewissen Spezies sogenannter "Angler", die jeden gefangenen Fisch als Trophäe außen am Boot aufhängen müssen. Ob die damit ihre "Manneskraft" oder was auch immer dokumentieren wollen, entzieht sich meiner Kenntnis. Früher hat man sich gegenseitig die Länge vom Doedel gezeigt und die Fronten waren geklärt.  Ich denke, daß wir mit drei oder vier getöteten Hechten nicht wirklich zur Ausrottung der Hechtbestände im Shannon beitragen. Okay, sicher sind für einige Hardliner auch diese Hechte Drei zu viel. Aber dann ist auch Jeder, der Steak, Wurst, Eier und Milch im Kühlschrank hat, Handtaschen und Schuhe aus Leder bzw. Pullover aus Schurwolle trägt, oder sogar Daunenfedern im Kopfkissen hat, ein potentieller Tierquäler. Mal ehrlich, gibt's wirklich Menschen, die nichts von all diesen Dingen haben? ⇒ 11:38 Uhr, "Halt Hecht!". Grube ist erlöst, endlich hat bei ihm auch ein Fisch angebissen. Und für ihn das Wichtigste, seiner ist Größer als der von Holger. Der Lough Tap scheint ein 'fängiges' Revier zu sein. Wir drehen jetzt schon die dritte Runde und Holger schlägt 11:56 Uhr nochmal zu. Diesmal entscheidet der Smutje allerdings zu Ungunsten des Fisches.
⇒ 12:06 Uhr, ich verspüre den inneren Drang mal schnell die Keramikschüssel besuchen zu müssen. Da Husti gerade neben mir sitzt, bitte ich in kurz das Steuer zu übernehmen. Wir befinden uns gerade auf dem 'schmalen' Stück zwischen Lough Tap und Lough Bofin. Nach einer kurzen Einweisung wie er die Marker 'nehmen' muss, verschwinde ich unter Deck. Als ich zurückkomme stelle ich fest, daß unser Smutje die Sache im Griff zu haben scheint. Da kann ich mir ja in Ruhe noch ein Zigarillo genehmigen bevor ich wieder das Steuer übernehme.
⇒ 12:12 Uhr, Husti hält genau auf einen Marker zu. Ich gebe ihm den Rat etwas weiter nach rechts zu fahren. Mit den Worten:"Das passt schoo!", zieht er das das Ruder ziemlich heftig nach Steuerbord. Allerdings hat er nicht bedacht, daß ein Boot nicht wie ein Auto lenkt sondern über das Heck ausschwenkt um die Richtung zu ändern. Das ist dann auch der Grund für eine 'leichte' Kollision zwischen unserem Heck und dem Marker. Ich:"Du bist ein echter Held, am besten Du gehst wieder in deinen 'Hobbyraum', da kannst Du wenigsten keinen Schaden machen!". Husti:"Was heißt hier Schaden? Das musst Du erst mal schaffen, mit dem allerletzten Fender den Marker zu rammen, mach mir das mal nach!". 
⇒ 12:30 Uhr, wir sind auf dem Lough Boderg und ich habe das Steuer wieder selber in der Hand. Holger und Grube haben die Angeln beiseite und ich den Gashebel auf den Tisch gelegt. Der Grund dafür ist der Smutje. Laut seinem Zeitplan ist der Braten in ca. einer Stunde fertig. Das heißt, bis dahin müssen wir in Dromod sein.
⇒ 12:35 Uhr, Holger fordert mich auf sofort zu stoppen. "Meine Angel ist weg, wir müssen umkehren!". Er rennt nervös auf dem Sonnendeck hin und her "Weg, die ist weg, ins Wasser gefallen!". Zum Glück stellt sich die ganze Sache aber als falscher Alarm heraus. Die Angel ist nicht weg, sondern nur nach hinten auf die Badeplattform gerutscht. Nach diesem Stress haben wir uns einen Whiskey verdient. Dieter kommt gerade mit der Flasche in der Hand zurück auf Deck, da verbreitett Holger schon wieder Hektik.
⇒ 12:46 Uhr, der Wind hat ihm seine Kappe vom Kopf und über Bord geweht. Für mich ist das eine reine 'Routineübung'. Gas weg, wenden, links, rechts, rückwärts, noch ein Stück vor und schon hat Dieter das gute Stück am Bootshaken. Nun gibt’s aber endlich 'nen Whiskey. Denkste! Jetzt macht der Smutje wieder Hektik wegen dem Mittagessen. | |
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