von Bratklößen, Regencapes und Möhren
09:28 Uhr, das Wetter sieht -für irische Verhältnisse- ganz gut aus . Leicht bedeckt, etwas Sonne, trocken und kaum Wind. In der Kombüse herrscht Hochbetrieb. Der Smutje verarbeitet die restlichen Klöße von gestern zu Bratkloß.
09:34 Uhr, Holger entsorgt unseren Müllsack und Dieter versucht Wasser zu tanken. Leider reicht aber der bordeigene Schlauch nicht bis zum Wasseranschluss.
09:40 Uhr, Grube hat angefangen die Gläser zu spülen. "Man weiß ja nie, besser ist besser ", meint er. Womit er völlig Recht hat. Die Trinkwerkzeuge sollten immer im 'Standby'-Modus stehen. Es könnte ja passieren, daß plötzlich der kleine Durst kommt, und dann??
09:44 Uhr, Sonne satt ! Heute scheint ein heißer Tag zu werden.
09:50 Uhr, der Smutje hat den Tisch gedeckt. Wer jetzt denkt, wenn's Bratkloß zum Frühstück gibt, gibt's nur Bratkloß, der liegt aber völlig falsch. Es gibt das volle Programm. Schinken, Käse, Salami, Griebenfett, 'GrubenschleimGrubenschleim Andere würden sagen Marmelade. Da das Zeug aber die Konsistenz von Schleim hat, genau so aussieht und fast ausschließlich von Grube verzehrt wird, heißt diese Zeug "Grubenschleim". ' usw. Es steht alles was es sonst auch gibt auf dem Tisch, außer Eier. Zusätzlich gibt es halt noch Bratkloß sowie Bohnen und das restliche Fleisch von gestern Mittag. Ich frage mich wer das alles essen soll. "Am besten wir nehmen schon mal 'nen U-Berg im vorab. So als 'vor-Verdauer' oder so ".
10:10 Uhr, die Klöße und die Bohnen waren ganz schön fettig. Der erfahren Leser ahnt sicher was jetzt kommt. Genau, zur besseren 'Fettverbrennung' gibt's eine Einheit U-Berg.
10:40 Uhr, ich hab das Boot umgeparkt. Wir liegen jetzt an der Außenmauer. Von hier reicht unser Schlauch bis zum Anschluss und wir können Wasser bunkern.
10:56 Uhr, es geht los. Da kaum Wind weht und die Wasseroberfläche ziemlich friedlich aussieht, hab ich kurzfristig entschlossen heute über'n See, den Lough Derg zu fahren. Das heutige Etappenziel ist Killaloe ganz unten im Süden. Der Smutje hat nach Bekanntgabe meines Vorhabens bestimmt gleich seine 'Ruhigstellungspillen' eingeworfen und einen antischaukel Kaugummi zu sich genommen. Aber egal, Hauptsache der übersteht die Fahrt und fällt nicht aus. Denn dann bleibt die Kombüse kalt, und das wäre im Sinne einer zufriedenen Crew nicht gerade zielführend.
10:58 Uhr, Grube kommt hoch auf die Fly-Bridge und reicht mir einen U-Berg. "Kämpfst Du immer noch mit den Klößen ?", frage ich ihn. "Nö, aber gegen das Schaukeln ", meint er. "Es schaukelt doch gar nicht ", ist mein nächster Einwand. "Ja, aber wenn's dann anfängt, sind wir vorbereitet ". Damit ist mal wieder bewiesen, daß U-Berg eine Art Universalmedizin ist. Man muss es nur entsprechend begründen, dann kann man den im Prinzip in jeder Situation trinken.
11:28 Uhr, ich höre im Hintergrund ein mir bekanntes Zischen. Dieter lässt 'ne Runde Guinness ein. Nur gut, daß die Gläser schon gespült waren.
11:58 Uhr, Holger teilt noch 'ne Runde Guinness aus.
12:02 Uhr, wir sind zwischen Williamstown und Drummaan auf Höhe Marker Nr. 1173. Somit haben wir knapp die Hälfte geschafft.
12:22 Uhr, der Smutje bringt mir einen Grog heißen Tee hoch. "Jetzt schon ?", frage ich. "Es wurde so gewünscht", meint er. "Ab morgen soll es warm werden, und dann kriegen wir den Rum nicht alle ". Na gut, das ist natürlich ein Argument, das muss man gelten lassen.
12:30 Uhr, wir sind unterhalb von Tonne B, und fahren West-Kurs. Langsam wird's etwas heftiger mit Wind und Wellen. Von Süd-West ziehen dicke Regenwolken heran.
12:40 Uhr, ich habe prophylaktisch meine Regenhosen übergezogen. Grube kämpft mit seinem 'Fahrrad-Regencape' gegen den Wind. Das Teil hat's total aufgebläht und flattert wie eine ein Stück Papier im Wind.
12:44 Uhr, der Wind hat gesiegt ! Das Regencape hat's nicht überlebt.
12:50 Uhr, der Regen hat sich verzogen. Das war zum Glück nur ein ganz kleiner Schauer, eigentlich kaum der Rede Wert. Wind und Wellen werden langsam aber sicher immer stärker.
12:56 Uhr, um den Smutje nicht unnötig leiden zu lassen, versuche ich so weit wie möglich zu kreuzen um die Wellen nicht immer direkt von der Seite zu bekommen. Die Gischt spritzt teilweise bis hoch über die Fly-Bridge. Hoffentlich hat's meine Kamera, mit der ich so ganz nebenbei noch bissel filme, überlebt.
13:10 Uhr, der Smutje hat's geschafft, wir passieren Tonne A. Jetzt fahren wir wieder Süd-Kurs, und es wird spürbar ruhiger. Die Wellen kommen jetzt nur noch leicht von vorne. Durch die Berge links und rechts ist es auch etwas windgeschützter.
13:20 Uhr, Mittlerweile bin ich wieder auf 'Angelgeschwindigkeit' (1000 rpm) gegangen. Holger, Grube und Dieter baden ihre Gummifische. Ich gehe zwar davon aus, daß die hier sowieso nichts fangen, aber ich möchte ihnen nicht die Illusion auf den ersten Hecht nehmen.
13:40 Uhr, mit den Worten:"Hier, iss das, das ist gut für die Zähne !", reicht mir der Smutje eine frische Möhre. Damit wäre auch gleich der Teil 'frisches Gemüse' für heute abgehakt.
14:10 Uhr, Dieter bringt mir ein Guinness.
14:42 Uhr, eine gute Stunde ohne nennenswerte Ereignisse liegt hinter uns. Das heutige Tagesziel vor Augen gönn ich mir ein Zigarillo. |