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    Tag-3
Lanesborough - Dromod

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⇒ Morgenpredigt
06:30 Uhr, ich werde durch laute Geräusche geweckt. Hmm, vielleicht war die Idee mit dem virtuellen Beischläfer von gestern Früh doch nicht so gut. Ich schaue nach links und sehe zu meiner Verwunderung, daß G-2 noch schläft. Da gibt es eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder ist Quaddel das Opfer einer 'Fressattacke' geworden und trampelt auf der Suche nach Essbarem durch den Salon, oder Holger versucht mit unlauteren Mitteln -also Angeln vor 10:00 Uhr- an das Fangergebnis von Quaddel ranzukommen. Ich glaube, ich muss nachher zum Frühstück mal ein Machtwort sprechen.

07: 30 Uhr, leicht missgelaunt betrete ich den Salon. Quaddel sitzt 'Unschuld heuchelnd' auf dem Sofa. Von Holger ist noch keine Spur zu sehen. Damit weis ich auch, wer mich mitten in der Nacht geweckt hat. Das muss ich jetzt sofort klären: "Eh, Du Arschgeige, kannst Du mir mal sagen, wieso Du hier halb Sieben wie bekloppt durch's Boot trampelst?!?". Quaddel schaut mich verwundert an: "Zu Hause, bin ich immer um die Zeit auf". Ich: "Du bist hier aber nicht zu Hause. Wir haben 'Urlaub' und im Urlaub brauch ich Niemand, der mir mitten in der Nacht auf den Sack geht!! Kann man da nicht einfach mal für 'ne Woche früh etwas Ruhe halten?!?". Er scheint sich aber immer noch keiner Schuld bewusst: "Wenn ich auf Arbeit muss, dann .... ". Ich unterbreche ihn: "Hier musst Du nicht auf Arbeit. Das einzige was Du musst, sind frische Baguetten holen. Aber um diese Zeit bekommst Du sowieso noch keine. Vor Acht brauchst Du da gar nicht losgehen. Ab morgen herrscht hier bis 08:00 Uhr absolutes Bewegungsverbot!!".
Damit war das Thema erledigt und vom Tisch. Ich glaube, wenn wir 'ne reine Frauencrew wären, gäbe es jetzt 'Zickenalarm' und wir würden mindestens einen Monat nicht miteinander reden.





⇒ Morgensport und rote Soße
07:48 Uhr, zum Frühstück gibt es Ei gekocht, Baguetten und U-Berg. Diese Zusammenstellung wird in Fachkreisen als "Gedeck 1" bezeichnet. Heute sitzt auch G-2 auf seinem Stammplatz. Da darf natürlich das obligatorische Glas 'Grubenschleim' auf dem Tisch nicht fehlen. Zwar ist das genau wie G-2 auch nur 'virtuell', aber allein die Vorstellung daran erweckt in mir eine gewisse Abneigung.
Während wir noch gemütlich unser Frühstück genießen, haben sich an Land jede Menge Leute versammelt und beginnen organisiert im Kreis zu laufen. Jetzt fangen die auch noch an zu hopsen und mit den Armen zu kreisen. Da tut mir gleich der Rücken weh von diesem Anblick. Wie sich später herausstellen wird, sind das alles 'Pensionisten' aus Schweden. Die sind ebenfalls auf dem Shannon unterwegs und liegen mit drei Booten gegenüber von uns am Anleger. Wir haben uns inzwischen für die 'Rückenschonende' Variante von Frühsport entschieden. 08:15 Uhr, Holger reicht den U-Berg.

08:50 Uhr, wir sind startklar. Allerdings gibt es ein kleines Problem, G-2 fehlt. Bestimmt hat er -wie schon befürchtet- gestern Abend auch den Sanitärtrakt entdeckt und ist jetzt unterwegs um 'Duschmarken' zu kaufen. Punkt 09:00 Uhr sind wir komplett und legen ab. Unser heutiges Etappenziel ist Dromod. Das Wetter ist wieder hervorragend, reichlich Sonne, kein Wind und trocken. 10:04 Uhr, "Halt Hecht!!". Richtig ...., Quaddel war's wieder. Holger sagt keinen Ton.

Zwei Guinness später, 10:40 Uhr, legen wir vor Clondara Lock an. Da diese Schleuse nicht besetzt ist, muss man den Lock Keeper telefonisch informieren. Allerdings sind die Telefonnummern im "Shannon Navigation Guide" und selbst die auf dem Schild von Clondara Lock veraltet. Zum Glück verfüge ich aber über "Insiderwissen" (Hallo Stevie, nochmals vielen Dank für den Tipp!!) und kann so die richtige Nummer anrufen. Der Lock Keeper kündigt mir an, daß wir eine Stunde warten müssen. Gegen 11:50 Uhr erscheint er dann tatsächlich. Das sind gerade mal 10 Minuten 'Verspätung'. Respekt, für Irische Verhältnisse auf die Minute genau. Weitere 15 Minuten später verlassen wir die Schleuse und fahren in den Clondara Canal Richtung Camlin River. Hoffentlich kommt uns jetzt kein Boot entgegen. Viel Platz ist hier nämlich nicht.

Laut dem aktuellen Shannon Navigation Guide scheint es in Clondara/Richmond Harbour einen neuen, großzügigen Anleger zu geben. Wir wollen dort anlegen und Mittag machen. Leider stellt sich erst nachdem wir schon in den schmalen Seitenarm eingebogen sind heraus, daß der abgesperrt ist. Wie es aussieht, gehört der Anleger zu einer Privat-Marina. Die einzigen drei Liegeplätze im 'öffentlichen' Bereich sind von einheimischen 'Dauerparkern' blockiert. Die liegen zudem noch in dreier Reihe und im Paket. Das macht den ohnehin schon schmalen Seitenarm noch enger. Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder das ganze Stück rückwärts rauszufahren oder hier wenden. Ich Entscheide mich für die zweite Variante. Dank absoluter Windstille sowie Bugstrahler und Unterstützung durch kurze, kräftige Gasstöße vor und zurück, gelingt es mir unser Boot ohne Schaden anzurichten um 180° zu drehen.

12:25 Uhr, wir haben gut zwei Drittel des Camlin River geschafft. Husti kommt and Deck und serviert mir eine kräftige Brühe mit Ei und reichlich Zwiebelringen. Das war eine gute Idee, finde ich. 12:55 Uhr biegen wir wieder in den Shannon ein. Quaddel und Holger signalisieren mir, daß sie jetzt nicht mehr angeln wollen. Für mich bedeutet das, ich kann endlich mal den Gashebel auf den "Tisch" legen und "Strecke" machen. Leider zieht sich aber langsam der Himmel zu. Hoffentlich schaffen wir es noch trocken bis Roosky.

13:35 Uhr, wir haben Glück gehabt und sind trocken angekommen. Genau in dem Moment wo wir vor Roosky Lock anlegen, beginnt es zu regnen. Jetzt schnell unter Deck und Essen fassen. Heute gibt es Makkaroni mit roter Soße. Zu meiner Verwunderung steht aber nur ein Topf mit Makkaroni auf dem Tisch. Ich vermisse die, die für 'mit ohne Soße' gedacht sind. Ich hasse rote Soße! Letztes Jahr wurde für den Käpt'n extra eine Portion Makkaroni mit Schinken und Käse zubereitet. Ich frage Husti: "Wo sind'n die mit ohne Soße?". "Wie, mit ohne Soße?". "Na die mit Schinken, und so.". "Die waren nicht bestellt!", bekomme ich schließlich zur Antwort. Da lobt man nun den 'Smutje' über Jahre hinweg bis hin zum "Chef de Cuisine", stellt extra dessen Kochkünste in Form eines eigenen Speiseplanes ins WeltWeiteWeb, und dann sowas. Da weis der Küchenbulle angeblich nicht, daß der Käpt'n keine rote Soße mag. Von wegen, "Nicht bestellt!", ich bin schwer enttäuscht.




Schwedische Nachbarn

"Marvin"

Clondara Lock

Clondara Canal



⇒ Musikdampfer und Wasserwahn
14:10 Uhr, wir fahren in die Schleuse. Hinter uns kommt noch ein Boot mit 'ner Schweizer Crew. Das sind zwar nicht die vom Sonnabend, aber die sind mindestens genau so gut drauf. Da fließt reichlich Whiskey auf dem Deck, begleitet von nicht zu überhörender Partymusik. Der Lock Keeper scheint auch noch für Roosky Bridge -das ist eine Hubbrücke- zuständig zu sein. Er fragt uns, ob wir die Brücke ebenfalls passieren wollen. Wir bejahen die Frage und entrichten neben den Schleusengebühren gleich noch den 'Brückenzoll'. Kurz hinter Roosky Bridge werden wir von den Schweizern überholt. Die haben ihr Boot scheinbar zum 'Musikdampfer' umfunktioniert. Auf Grund der Lautstärke, den Bässen und 'komischen Bewegungen' die sie vollführen, hat man den Eindruck, die fahren zum "Christopher Street Day". Langsam und mit konstantem "mpftz-mpftz-mpftz" entschwinden sie unseren Blicken und es wird wieder still um uns herum. Eine herrliche Ruhe ist das. 

14:56 Uhr, wir haben Dromod erreicht. Genau wie vor Roosky Lock fängt es in dem Moment als wir anlegen an zu regnen. Da wir hier übernachten wollen, stört das allerdings nicht. Husti, Quaddel und Holger verziehen sich sofort in ihre Kojen um den noch ausstehenden Verdauungsschlaf nachzuholen. Dieter hat ebenso wenig Bock jetzt schlafen zu gehen wie ich. Wir lassen uns jeder ein Guinness ein und dösen so vor uns hin. Mir fällt ein, daß ich in Athlone extra eine Postkarte nebst Briefmarke gekauft habe. Die Gelegenheit ist günstig um Grube eine 'Urlaubskarte' zu schreiben. Dieter vertritt sich inzwischen etwas die Beine an Land. Ich müsste mich eigentlich auch mal etwas bewegen.

15:50 Uhr, auf der 'Main Street' von Dromod sehe ich einen grünen Kasten mit der Aufschrift "Post-Office". Das ist bestimmt der Briefkasten. Da ich die Karte für Grube in der Jacke habe, ist das Problem auch gleich gelöst. Auf dem Rückweg zum Boot komme ich zufällig an "Cox's Bar" vorbei. Na gut, aber nur Eins! Als ich -stolz auf mich selber- nach nur einem Pint den Pub verlasse, fallen mir auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwei junge Mädchen auf. Es ist aber nicht deren Äußeres was mich aufmerksam macht. Mir ist dieses Phänomen schon länger aus Deutschland bekannt. Da tragen Frauen auch keine Handtaschen mehr spazieren, sondern Wasserflaschen. Jede der beiden schleppt ein extra großes Exemplar davon mit sich rum. Der 'Wasserwahnvirus' -der vorwiegend die weibliche Bevölkerung zu infizieren scheint- ist also nicht nur ein Deutsches sondern ein globales Problem.

Wasserflaschen: Wieviel Wasser braucht der Mensch? Meiner Meinung nach braucht der Körper gar kein Wasser. Der Körper braucht Flüssigkeit. Okay, Spaß beiseite. Jedenfalls muss man nicht am Tag mindestens 2,5 bis 3 Liter Wasser trinken. Das muss ich evtl. als Leistungssportler während des Trainings oder wenn ich am Hochofen arbeite. Der erwachsene Mensch benötigt etwa 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag, hinzu kommen ca. 0,7 Liter über die Nahrung und 0,3 Liter die aus dem eigenen Stoffwechsel frei werden.
"Du musst trinken! Wenn Du den Durst spürst, ist es zu spät!" So ein Schwachsinn, ich trinke wenn ich Durst habe und nicht weil die 'Mineralwasser-Lobby' das will. Am schärfsten sind die jungen Weiber, die schon früh um halb Sieben auf dem Weg zur Arbeit in der U-Bahn permanent und hektisch an der Wasserpulle saugen. Als ob die zu Hause nichts zu trinken haben. Bei denen scheint schon irgendeine 'Brigitte-Diät' die Kontrolle über Geist und Körper übernommen zu haben. In meinen Augen ist das nur eine kranke Angewohnheit und auf Dauer bestimmt auch nicht gesund.




"Musikdampfer"

Dromod

Dromod Main-Street



⇒ Verlorene Fender und Reibekäse
16:25 Uhr, ich bin wieder an Bord. Dieter sitzt auf dem Sofa und liest Zeitung. Der Rest der Crew pennt immer noch. So gegen 17:00 Uhr kommt dann langsam wieder Leben in die 'Bude'. Weil es draußen angeblich 'kalt' ist, setzt Husti um 17:16 Uhr Wasser für einen Grog auf. Wir genießen den Grog, und ich erzähle von den unzähligen neuen Häusern und 'Nobelgrundstücken', die ich auf meinem Spaziergang gesehen habe. Dieter stimmt ebenfalls mit ein, was dann dazu führt, daß die 'Verdauungsschläfer' neugierig werden und plötzlich auch einen Spaziergang machen wollen.

18:30 Uhr, unserer 'Sightseeing'-Tour ist zu Ende. Quaddel fragt mich: "Ist das normal, daß wir auf der rechten Seite keine Fender Haben?". Ich halte das zunächst für einen Scherz. Da Quaddel aber nicht locker lässt, schaue ich kurz auf die Steuerbordseite und muss mit Entsetzten feststellen, daß das kein Scherz war. "Geklaut, die haben uns die Fender geklaut". Eine andere Erklärung habe ich für den Moment nicht. Obwohl ich am Sonnabend bei der Bootsübernahme nicht mehr 'ganz' nüchtern war, kann ich mich genau erinnern, daß ich die Fender gecheckt habe. Die waren alle dran und auch vollzählig. Mir ist auch nicht bewusst, daß ich bis hier her irgendwo hängen geblieben oder angeeckt bin. Angelegt haben wir -wegen der Schiebetür- immer auf der Backbordseite.

18:40 Uhr, dank moderner Digitaltechnik habe ich schnell herausgefunden, daß wir in Athlone noch alle Fender hatten und in Lanesborough nicht mehr. Das beweisen zwei Fotos, die ich mehr oder weniger zufällig am Montag Mittag bzw. Abend gemacht habe. Dazwischen liegt nur die 'Sturmfahrt' über den Lough Ree. Die können wir nur da verloren haben. Aber wieso? Ich schaue mir die zwei verbliebenen Fender nochmals genauer an. Jetzt wird mir die Sache klar. Die sind nicht angeknotet, sondern verspleißt. Und zwar absolut dilettantisch um nicht zu sagen schlampig. Das Verspleißte ist viel zu kurz und daher schon fast komplett aufgedröselt. Ein Wunder, daß wir diese Zwei noch haben. Auf der Backbordseite sind zum Glück alle Fender fest und auch noch einwandfrei verspleißt. Die hat bestimmt ein 'Fachmann' befestigt.

18:50 Uhr ist Abendbrot angesagt. Es gibt gebratene Makkaroni mit Schinken und 'Reibekäse'. Leider befindet sich an Bord nichts, was man auch nur ansatzweise zum Reiben verwenden könnte. Deshalb ist der Käse nicht gerieben sondern geschnitten. Diesen Job hat Dieter übernommen. Er sitzt schon seit 10 Minuten und versucht ein 500g Stück Gouda in kleinste 'Späne' zu schneiden. Husti gibt mir daraufhin die Anweisung, für die Tour 2011 Reibekäse mit auf die 'Mitbringliste' zu nehmen.

19:35 Uhr, wir sind auf dem Weg zum Pub. Husti gibt wie gewohnt seine Kommentare zu Allem was nicht "Deutscher Wertarbeit" entspricht. Das geht von nicht im 90° Winkel stehenden Zaunsäulen über nicht seinem Geschmack entsprechende Klimaschächte bis hin zu schlampigen Abschlussfugen oder mit der Hand verputzte Steinmauern. Als Deutscher Ingenieur hat man da halt seine eigenen Vorstellungen.

19:50 Uhr "Cox's Bar", Holger bestellt fünf Guinness. Da kein Tisch mehr frei ist -was in Irland seit Einführung des "Smoking Ban" sehr ungewöhnlich ist- haben wir uns direkt am Tresen plaziert. So richtig Stimmung kommt aber nicht auf. Deshalb bleibt es auch bei nur einem Pint.

21:10 Uhr sitzen wir wieder auf den angestammten Plätzen im Salon unseres Bootes. Der Ordnung halber steht eine Flasche Jameson -12 Jahre alt- auf dem Tisch. Viel passiert heute nicht mehr. 22:35 Uhr beginnen wir mit der allgemeinen 'Auflösung' dieser Runde. Ich genehmige mir noch ein winziges Schlückchen aus der 12'er und verziehe mich dann ebenfalls in meine Koje.




Nobelgrundstück

"Reibekäse"

"Cox Bar"
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10.05.2010
****** Gute Nacht ******

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12.05.2010