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09. Mai 2015
Leipzig - Banagher
 

 Es geht auf die Insel

04:00 Uhr, durch einen kurzen Druck auf die 'START ENGINE STOP' TasteTaste
Vermutlich aus Kostengründen verzichtet man heutzutage auf das bewährte Zündschloss mit Zündschlüssel. Bei 'modernen' Mittelklassewagen wird diese klassische Funktion von einem ordinären Druckknopf übernommen.
 
lasse ich den Motor an. Als nächstes betätige ich den 'Steuerungsknopf mit Joystickfunktion' und initiiere eine Mobilfunkverbindung zu Grube. Auf diese Weise kann ich ihm zeitnah mitteilen, daß ich jetzt losfahre. Dank modernster Technik wie Bluetooth, Freisprecheinrichtung und Multifunktionslenkrad muss man dazu nicht mal die Hände vom Lenkrad nehmen. Somit gehe ich absolut konform mit deutschem Recht und Gesetz.
"Was, wieso jetzt schon? Ich bin gerade beim Kacken !".   Gut, ausgemacht hatten wir Punkt 04:30 Uhr abmarschbereit und mit entleertem Darm direkt vorm Haus an der Straße. So daß ich nicht erst 'nen Parkplatz suchen und bei ihm klingeln muss. Aber bis halb Fünf ist es ja noch bissel hin. Außerdem hab ich um diese Zeit gute 20 Minuten Fahrzeit und ein paar Minuten Reserve können auch nicht schaden.

04:22 Uhr, ich halte direkt bei Grube an der Einfahrt. Der steht nebst Gattin und Reisegepäck tatsächlich schon auf dem Fußweg. Respekt! Ob er allerdings wirklich zu 100% abmarschbereit ist, wird sich spätestens dann herausstellen wenn er mich begrüßt.
Ich hab's geahnt. "Scheiße, halb Fünf hast Du gesagt, nicht mal in Ruhe kacken kann man !", ist der erste Satz von ihm. Ehrlich gesagt hätte mich jetzt auch jede anders lautende Begrüßungsformel überrascht. Das sagt der nämlich immer, wenn ich um diese Zeit bei ihm auftauche. Alte Leute haben da so eine innere Uhr. Und wenn da der gewohnte Zyklus, in seinem Fall die allmorgendliche Entleerung, gestört wird, kommen die mit ihrem Biorhythmus komplett durcheinander.

04:28 Uhr, das Grubengepäck ist im Kofferraum verstaut. Nach einer kurzen 'Mund-zu-Mund-Beatmung' lässt Grube endlich von seiner Gattin ab und steigt zu mir ins Auto. Ich stell mir gerade vor, wenn ich mal Husti um diese Uhrzeit abholen müsste. Da reichen sechs Minuten auf gar keinen Fall. Der würde heute noch dort stehen und nagen, saugen oder die 'Sender einstellenSender einstellen
Das ist reines Insiderwissen und leider nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
 
'. 
Weiter geht's zum Flughafen. Laut Plan übergebe ich dann dort den Zündschlüssel 'Smart Key' und das Steuer an meine zLAGzLAG
zeitweilige Lebens Abschnitts Gefährtin
 
, die dann mein Auto wieder in seine vertraute Unterkunft fährt.

04:48 Uhr, Flughafen Leipzig, ich winke meinem Auto noch kurz hinterher und habe ab jetzt Urlaub.

04:52 Uhr, wir sind die Ersten am gewohnten Treffpunkt. Grube reicht mir mit den Worten "Besser ist das !" den ersten U-BergU-Berg 
Die Kurzform von Underberg
 
der Tour-2015. So zeitig wollte ich eigentlich noch gar nicht anfangen Alkohol zu trinken. Aber im Fall der Fälle könnte man das ja auch als notwendige Einnahme von Medikamenten deklarieren. Zum Beispiel als vorbeugende Maßnahme zur Bekämpfung etwaiger Flugangst, oder so. 

04:58 Uhr, zwei Minuten nachdem Husti und Holger gekommen sind erscheint jetzt auch Quaddel auf der Bildfläche. Was die Pünktlichkeit angeht, liegen bisher alle Mann im Plan. Jetzt fehlt nur noch Dieter.

05:00 Uhr, die letzten Tage hatte ich keinerlei Lebenszeichen von Dieter erhalten. Da verpasste Termine bei ihm durchaus zum täglichen Leben gehören, versuche ich ihn prophylaktisch mit Hilfe meines Mobiltelefons an das heutige Ereignis zu erinnern.
"Du bist schon unterwegs, wie ich hoffe !", begrüße ich ihn als der sich meldet. "Ich bin da !", ist die etwas irritiert klingende Antwort. "Was heißt ich bin da ?", frage ich. "Sehen tu ich dich aber noch nicht ". Es kann ja durchaus sein, daß er am falsche Terminal steht. Sowas soll's auch schon gegebengegeben 
siehe Tourtagebuch-2005 / Tag-1
 
haben. Aber Dieter klärt mich umgehend auf, "Ich bin ja auch gerade erst aus dem Auto gestiegen ". Gut, damit wäre das Problem auch geklärt.

05:06 Uhr, wir sind komplett. Ich verteile die von mir bereits gestern erstellten Bordkarten.
Im Gegensatz zu den vorangegangen Jahren lief das diesmal völlig ohne Probleme. Keine ÜberraschungsfrageÜberraschungsfrage 
Siehe auch Millionenfrage
im Tourtagebuch-2013
Kapitel: Abreise / 10:10 Uhr
 
beim online Check in, kein Drucker der streikt und die Grafikkarte hat's auch überstanden.

***


 

 Leere Zippos und falsche Bänke

05:20 Uhr, unser Gepäck sind wir los. Jetzt müssen wir nur noch die 'FilzstationFilzstation 
Filzen = Durchsuchen / Kontrollieren
In Deutschland sagt man:"Securitychek"
 
' überstehen und dann beginnt der gemütliche Teil.

05:30 Uhr, security Check, die übliche Prozedur. Sämtlicher Metallteile, elektronischer Geräte und Kopfbedeckung entledigt, schreite ich durch's Tor. Nix, kein Piepen, kein Ton nix, gar nix. Das verstehe ich nicht. Entweder ist das Ding kaputt oder irgendwer hat mir 'nen unsichtbaren Persilschein angeheftet. Meine SchuheSchuhe 
Meine Schuhe, die in der Sohle einen Metallstreifen zur Verstärkung haben, sind regelmäßig der Auslöser eines mittelschweren Alarms an den Scannern. Im Prinzip hab ich mich daran gewöhnt, daß ich jedesmal die Schuhe zum Zweck der 'Sonderbehandliung' ausziehen mus. Um so mehr verwirrt es, wenn die beim Scannen nicht 'anschlagen'.
 
haben diesmal gar nicht angeschlagen. Ich kann es gar nicht fassen, das gab's ja noch nie. Ist das Tor lernfähig, hat das im Laufe der letzten Jahre endlich erkannt, daß von meinen Schuhen definitiv keine Gefahr ausgeht?
Aber einen 'Joker' hab ich ja noch, mein Zippo. Gelernt aus dem VorfallVorfall 
siehe Tourtagebuch-2014
Kapitel: Anreise / 08:15 Uhr
 
vom letzten Jahr, hab ich das natürlich entsprechend präpariert. Um für eine eventuelle 'Nachkontrolle' die Verfügbarkeit und Zugriffszeit zu optimieren, hab ich das ganz offiziell ins Handgepäck verfrachtet.

05:32 Uhr, "Ist das ihr Rucksack ?". Ich hab's gewusst. Aber diesmal bin ich vorbereitet. "Ja, das ist der Meinige !", gebe ich mich als Besitzer zu erkennen. "Da ist ein Zippo drin !". "Jawohl, richtig erkannt, das ist ein Zippo !", bestätige ich den Verdacht des Kontrolleurs. Sichtbar erfreut und angespornt durch seinen vermeintlichen 'Fund' fügt er hinzu:"Das möchte ich mir gerne mal etwas näher anschauen !". Insgeheim hab ich ja mit dieser Aktion gerechnet. "Gerne, das können sie gerne tun !". Ich hole das Teil aus dem Rucksack und lege es ihm unterwürfig auf seinen kleinen Beistelltisch. "Würden sie es bitte öffnen, ich muss leider einen Blick ins Innere werfen ". Jetzt kommt mein Auftritt. 'Zipp', hab ich das Zippo auseinander gezogen. "Wie sie sehen, sehen sie nichts, das ist leer, keine Watte drin und auch kein Feuerstein. So hab ich das nämlich letztes Jahr von ihren Kollegen gelehrt bekommen !". Ich kann mir ein leichtes grinsen nicht verkneifen. Kann sein, daß es nur Einbildung ist, aber ich glaube in seinen Gesichtszügen eine leichte Enttäuschung zu erkennen. Zur Sicherheit macht er noch eine obligatorische Geruchsprobe und gibt es mir mit den Worten zurück:"Sehr gut, so muss das sein, so dürfen sie das Feuerzeug auch mitnehmen ".
Wer jetzt darauf hofft an dieser Stelle detaillierte Hinweise zu bekommen, wie ich das mit der Watte, dem Benzin und dem Feuerstein gelöst habe, den muss ich leider enttäuschen. Das ist reines 'Täterwissen' und keinesfalls für evtl. mitlesende Kontrolleure bestimmt. 

05:34 Uhr, das lief ja wie geschmiert. So müsste Security immer funktionieren. Der Rest der Crew scheint auch problemlos durch die Kontrolle gekommen zu sein. Der einzige Zwischenfall, Quaddel musste seine Hosenträger abmachen und eine zweite Runde durchs Tor drehen.Um auf ihn zu warten hatten sich Husti und Holger 'versehentlich' auf eine unscheinbare Bank gesetzt. Das hat scheinbar einem der hier anwesenden Uniformträgern missfallen. Jedenfalls haben die eine 'Belehrung' darüber bekommen, daß die Bank nicht zum hinsetzen dient sondern nur für 'Sonderkontrollen' reserviert ist.
Was auch immer 'Sonderkontrolle' bedeutet, dann sollen die das eben dran schreiben oder ein entsprechendes Verbotsschild anbringen. Zum Beispiel "Setzen verboten!", "Nur für Sonderlinge!" oder irgendwas Anderes in dieser Art. Aber da könnte es wieder an den Kosten scheitern.

05:36 Uhr, wir sind oben am Abfluggate. Wie immer besuche ich den 'ehemaligen' Duty-free Shop um meinen zusätzlichen 25'er Karton U-Berg zu kaufen. Quadel folgt mir um das Gleiche zu tun.

05:42 Uhr, als ich zurückkomme reicht mir Dieter diverse 'U-KappenU-Kappe 
Underberg Verschlusskappen
Die werden immer gesammelt und durch Einsendung an den Hersteller (je nach Anzahl)
in mehr oder weniger sinnvolle Fanartikel wie
U-Etuis, U-Skatkarten oder U-Gläser umgewandelt.
 
'. Diese Unsitte ist mir letztes Jahr schon aufgefallen. Das heißt, die Crew hat mal wieder ohne die Anwesenheit ihres Käpt'n Alkohol getrunken. Da muss ich in Zukunft echt aufpassen, daß meine Autorität auf Dauer nicht untergraben wird. Der logische Schluss dieser 'unkontrollierten' Aktion ist, die Anzahl Kappen ist nicht durch sechs teilbardurch 6 teilbar 
Die Packungsgröße spielt hierbei keine Rolle. Wichtig ist die Teilbarkeit durch 6. Das wurde nach einem Zwischenfall im Jahr 2001 festgelegt. Wir waren auf der Heimreise und hatten einen längeren Aufenthalt am Flughafen Frankfurt. Auf meine Frage:"Hat noch jemand einen U-Berg?" herrschte eisernes Schweigen. So weit so gut, ist eben keiner mehr da. Wochen später bei einer Feierlichkeit, wo auch Frauen zugelassen waren, lief folgendes Gespräch. Ehefrau eines Tourteilnehmers:"Stellt Euch vor, ich packe die Tasche von meinem Alten aus und finde sogar noch fünf Flaschen Underberg.". Ich:"Ach!!" Beschuldigter Tourteilnehmer:"Ja, aber die hätten nicht für alle gereicht!!". Und seitdem gibt es die Anweisung:"U-Berg muss durch 6 teilbar sein".
 
.

***


 

 Auf nach Frankfurt

05:46 Uhr, unser Flug wird aufgerufen. 

05:50 Uhr, irgendwie schnallt der Scanner den 2D Barcode auf meinem Ticket nicht.
Mir wird öfters nachgesagt, ich würde mich gegen neue Technologien sperren. Leider bekomme ich aber immer wieder Argumente geliefert, das auch weiterhin tun zu müssen.

Argumente: In der 'Servicewüste' Deutschland kommuniziert man immer öfter nur noch mit stupider Elektronik. Dabei spielt es keine Rolle, ob man einfach nur seinen Einkauf bezahlen will oder in irgendeinem 'Notfall' eine sogenannte 'Hotline' anrufen muss.
Wenn 'Mann' frohgelaunt mit dem kompletten Wochenendeinkauf -einem Kasten Bier und diversem Grillgut- an der Kasse im Kaufland bezahlen will, dann ist schlagartig die gute Laune weg. Die Zeiten, als die flotte Kassiererin den Fuffi entgegen nahm und dir in kürzester Zeit das Wechselgeld zurück gab, sind vorbei. Heute steht man nur noch vor einem sprechenden Bildschirm. Der erkennt dann entweder den Kassenbon nicht, spuckt den Fuffi immer wieder aus oder kann die EC-Karte nicht lesen. Falls man Glück hat und die Technik funktioniert, hat man garantiert die Brille nicht einstecken und ist wieder angeschissen. 
Noch viel schlimmer ist heutzutage ein Anruf bei einem sogenannten 'Servicedienstleister'. Wenn man dort anruft, hat man von Haus aus schon 'nen Puls von 180 weil z. Bsp. der Internetanschluss nicht funktioniert. Nachdem man sich gefühlte zwei Stunden lang irgendwelche Informationen -die sowieso keine Sau interessieren- anhören musste, liegt die Frequenz mittlerweile jenseits der 200. Aber der Gipfel ist dann die elektronische Ansage:"Wollen sie 'Dies', drücken sie Eins!, Geht es um 'Jenes', drücken sie Zwei! usw. ". Mit viel Glück ist ja sogar genau mein Fall mit aufgezählt worden. Aber spätestens nach der fünften Zahl hab ich vergessen, was ich drücken sollte. Nach dem zigsten Versuch, wenn man diese ganzen 'Kundenabwehr'-Mechanismen endlich überwunden hat, kommt dann die berühmte Ansage:"Es tut uns leid, zur Zeit sind alle 'Agenten' beschäftigt. Bitte versuchen sie es zu einem späteren Zeitpunkt wieder!". 
Ganz früher in der 'Steinzeit', als es noch keine 'Hotline' gab, musste man noch die Störungsstelle anrufen. Da gab es nur zwei Möglichkeiten. Entweder es war besetzt oder man konnte sein Anliegen einem 'denkenden' Mitarbeiter vortragen. Ich glaube, das war einfacher. 

05:52 Uhr, nachdem die freundliche Mitarbeiterin von LH ebenfalls gescheitert ist mich mittels Hightech Lesegerät einzuchecken, versucht die jetzt dem 'System' meine Daten im klassischen Stil per Hand und Tastatur mitzuteilen.
Für andere Tourteilnehmer scheint die Welt in Ordnung. Husti versorgt sich am Zeitungsständer mit seiner geliebten 'BlödBlöd 
Ein angemessener Begriff für die Bild.
Wobei "Fischeinwickelblatt" treffender wäre.
Das Wort ist mir aber immer zu lang.
 
' und anderen kostenfreien Leseproben der einschlägigen Tagespresse. Der ist bereits jetzt im siebten Himmel. 

05:56 Uhr, Service wird bei LH immer größer geschrieben. Beim Betreten des Flugzeugs darf ich mir selber einen Schokoriegel aus einem eigens dafür aufgestellten Pappkarton nehmen.

05:58 Uhr, ich sitze auf dem mir per Flugticket zugeteilten Platz 18F. Die Freude über einen Fensterplatz wird allerdings durch die Tatsache getrübt, daß ich direkt über der Tragfläche sitze. Somit ist die Sicht aus dem Fenster eher suboptimal.

06:16 Uhr, nach gefühlten 2 Stunden Schleichfahrt übers Vorfeld, Rollfeld, Startfeld und Rapsfeld hebt unser Vogel endlich ab.

06:26 Uhr, das Catering hat begonnen. Bei Kurzstreckenflügen besteht abhängig von der Sitzreihe immer das Risiko, daß kurz bevor man dran ist, plötzlich die Anschnallzeichen für den Landeanflug leuchten. Das heißt, "Mann" hat die Arschkarte gezogen und bekommt nix zu trinken.

06:32 Uhr, die Arschkarte haben diesmal die Passagiere zwei Reihen weiter hinten gezogen. Ich hab wie gewohnt 'nen Kaffe und 'T-SaftT-Saft 
Die Kurzform von Tomatensaft.
Keine Ahnung warum und wieso, aber mit der Zeit ist es zur Tradition -man kann schon sagen zum Kult- geworden, im Flugzeug einen Kaffee, ein Bier und einen Tomatensaft zu trinken. Allerdings ist das nur (noch) auf einem LH-Linienflug möglich.
 
' auf meinem Klapptisch stehen.

06:52 Uhr, wir sind in Frankfurt gelandet. Das Flugzeug rollt auf eine Außenposition. Das bedeutet, wir werden mit dem Bus abgeholt. Dieser Logik folgend steht dann auch wieder der 'lange Marschlanger Marsch 
Aus für Laien unerklärlichen Gründen liegt in Frankfurt das Gate für den Weiterflug prinzipiell entgegensetzt von dem Gate wo man ankommt. Das Umsteigen gipfelt dann immer in einer "Sightseeing-Tour"
des kompletten Flughafenareals.
 
' an. 

***


 

 Besuch in der Stammkneipe

07:30 Uhr, wir haben's geschafft. Nach dem Flughafen Komplettprogramm inklusive 'PsychotunnelPsychotunnel 
Ein sogenannter Transfer-Tunnel zwischen Terminal A und B. Wenn man den durchquert, wird man neben ständig wechselnder, bunter Beleuchtung auch noch permanent mit "psychedelischer" Musik berieselt.
 
' sitzen wir in unserer Stammkneipe, "Kuffler & Bucher".

07:34 Uhr, die ersten sechs Halben stehen auf dem Tisch. Prost!
Ne, nix ist Prost. Wo is'n Husti? Ist der schon pissen bevor es überhaupt angefangen hat? Ich hab da so 'ne Vermutung. Ein gezielter Blick zur magentafarbenen 'T-SäuleT-Säule
Das ist die magentafarbene Telefonsäule (Münzfernsprecher) der Telekom.
In der 'Steinzeit' hat man dazu noch 'Telefonzelle' gesagt.
 
' bestätigt das. Ich frage mich ernsthaft, was der schon wieder zu telefonieren hat. Der ist ja schlimmer als Grube, und das will was heißen. Obwohl, der hat auch schon wieder Stress mit seinem Mobiltelefon. Ich schätze mal, daß er nur aus dem Grund noch nicht mit seiner Gattin kommuniziert, weil hier kein oder nur ganz schlechter Empfang ist.

07:36 Uhr, scheiß auf den 'BauleiterBauleiter
Eine Art Tarn- oder Künstlername für Husti. Der wird in der Regel verwendet, wenn man zwar Husti meint aber aus diplomatischen Gründen nicht den wahren Namen nennen
will oder kann.
 
', nicht daß das Bier noch schal wird. Prost! 

07:38 Uhr, Holger als Kassenwart treibt die erste Rate Verpflegungspauschale in Höhe von 150.-€ pro Tourteilnehmer ein.
Es ist immer wieder eine Genuss die Reaktionen der gerade am Tisch vorbeilaufenden Leute zu beobachten, wenn die 900.-€ in Scheinen auf dem 'Kneipentisch' liegen sehen.

07:42 Uhr, mittlerweile konnte sich Husti von der T-Säule losreißen und ist auch endlich am Ort des Geschehens erschienen.
Das erste Frühstück steht an. Laut 'MitbrinlisteMitbrinliste 
Eine Art Checkliste auf der genau festgelegt ist, wer welche Dinge mitbringen muss. Ob Küchenmesser, Gewürze, 1.Hilfe Ausrüstung, Wäscheklammern, Klebeband, Senf, Kloßmasse usw. für alles gibt es einen Verantwortlichen. Diese Liste wird immer auf der jährlich stattfindenden Tourvorbereitungsveranstaltung erstellt.
 
' ist Dieter für die Marschverpflegung zuständig. Er packt mehrere Knackwürste und die zugehörigen 'GriffeGriffe
Ein Brötchen oder Semmel was beim Anfassen der Wurst zum Schutz vor fettigen Fingern dient.
 
' auf den Tisch. Abgerundet wird das Ganze noch durch ein gepflegtes Pils. Prophylaktisch liegen auch schon die ersten 'U-Etui' auf dem Tisch.

07:50 Uhr, um die fettigen Würste besser verdauen zu können muss jetzt unbedingt ein U-Berg sein. Diesmal ist die Runde offiziell frei gegeben und wird in der Gruppe getrunken. Auf 'neudeutsch' würde man dazu 'Teamwork' sagen, und wir selber wären 'Teamplayer'. Früher nannte man das ganz einfach 'Gruppenzwang'. 

07:56 Uhr, ich will eine kurze Notiz ins Tagebuch tätigen und stelle fest, daß ich nichts sehe. Das liegt aber nicht an der miesen Beleuchtung sondern am Fehlen meiner Brille. Die war doch aber eben noch da. Ich suche alles ab und schaue zur Sicherheit auch unter den Tisch. Die Brille bleibt aber verschwunden.
Husti grinst mich blöde an. Der hat 'ne Brille auf der Nase, die wie meine aussieht. "Wieso hast'n Du meine Brille auf ?", frage ich ihn. "Na weil ich ohne Brille hier nichts sehe !". Hahaha, .... In Zeiten als wir noch jung waren, da hat 'Mann' sich gegenseitig das Bier weggesoffen. Heute, als alte Säcke, da wird eben die Brille entwendet. 

08:12 Uhr, wie gewohnt kneift der Bauleiter nach der ersten Runde. Also bestelle ich nur noch fünf Pils am Tresen.
Grube jammert schon wieder rum, daß er nicht kacken kann. "Ich bin heute Früh gestört wurden ", teilt er uns sein Leid mit. Für ihn gibt es während der Tour immer nur drei Themen. Der morgendliche Stuhlgang, telefonieren und duschen. Wobei Letzteres in den vorangegangenen Jahren etwas nachgelassen hat. Die dadurch gewonnene 'freie' Zeit kann er somit für sein Mobiltelefon nutzen. 

08:30 Uhr, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ein kurzer Blick auf die bisher gesammelten Kappen sagt mir, daß der aktuelle Verbrauch bei zwölf U-Berg liegt. Zwölf ist durch Sechs teilbar. Also liegen wir voll im Plan, und beschissen hat auch keiner.  

08:40 Uhr, ich habe keine Ahnung wieso, aber mir brummt der Schädel. Normalerweise passiert sowas, wenn's passiert, immer erst am Tag danach. Das wäre dann aber erst morgen. Naja, schau'n wir mal, der Tag ist ja noch lang.

***


 

 Die nächste Etappe

09:16 Uhr, nachdem jeder zur Sicherheit noch mal kurz das Keramikzimmer zum Zweck der Entwässerung besucht hat, geht's Richtung Gate B27. Laut Flugticket sollte es eigentlich B61 sein. Aber das ist normal in Frankfurt. Wenn's dieses Jahr keine Änderung gegeben hätte, hätte das nur zu Irritationen geführt.

09:56 Uhr, wir sitzen Reihe 37, das ist die vorletzte Reihe. Das kann von Vorteil sein oder wie oben schon erwähnt die Arschkarte bedeuten. Das entscheidet sich spätestens dann, wenn die mit dem Catering beginnen. Falls die vorne und hinten gleichzeitig beginnenbeginnen 
Auch nach etlichen Jahren Flugerfahrung habe ich das System noch nicht durchschaut und werde es bestimmt auch in Zukunft nicht. Sitzt man hinten oder vorne, fangen die immer in der Mitte an die Getränke zu verteilen. Erwischt man mal einen Platz ganz hinten oder vorne, beginnen die definitiv in der Mitte. Egal wo man sitzt, (fast) jedesmal wenn man dran ist, ist der T-Saft alle.
 
, sitzen wir auf der Gewinnerseite. Wenn nicht, dann wird's eben die Karte mit 'A'.
Die restlichen Passagiere scheinen zu 99% nicht dem europäischen Lebensraum zu entstammen. Wie sich später herausstellen wird sind das alles Chinesen. Genauer gesagt aus Kanada stammende Chinesen. 

10:26 Uhr, wir rollen endlich zur Startbahn. Dieter schnarcht wie ein Elch, was selbst die sonst so zurückhaltenden und stets auf Contenance bedachten 'Chinesen' um uns herum in wahre Verzückung versetzt. 

10:36 Uhr, unser 'Vogel' -eine A321- hebt mit gut 'ner halben Stunde Verspätung endlich ab.

11:04 Uhr, 50% der A-Karte haben wir schon mal gezogen, die haben vorne und in der Mitte angefangen. Vier Reihen vor uns sind die Sandwiches alle. Ab jetzt verteilen die Kuchen. Der langjährige Stammleser meines Tourtagebuchs weiß jetzt sicher genau was in mir vor geht. Das ist genau so schlimm als wenn die links- oder rechtsdrehenden Joghurt und sonstige schleimartige 'Nahrungsergänzungsmittel' anbieten. Ich frage mich ernsthaft, was die mit meinen mehr als dreihundert Euro, die ich für den Flug hinlegen musste, gemacht haben.  

11:28 Uhr, ich lass mir den obligatorischen Kaffee und T-Saft servieren. Der Rest der Crew begnügt sich mit Bier oder Wein.
So richtig genießen können wir unsere Getränke allerdings nicht. Die Chinesen frequentieren im Minutentakt die Bedürfnisanstalt, die sich im Heck -also im Prinzip direkt hinter uns- befindet. Das sind die anderen 50% der A-Karte. An Ruhe ist hier hinten nicht zu denken. Jetzt fehlt nur noch, daß die alle mit so 'nem weißen Mundschutz rumrennen. Dann wäre es hier wie zur Rush Hour auf dem "Platz des Himmlischen Friedens" in Peking. 

12:10 Uhr, Wir befinden uns im Landeanflug auf Dublin. Das Wetter sieht entgegen der Vorhersage ganz gut aus. Kein Regen und sogar leichter Sonnenschein. Wenn's die ganze Woche so bleibt, können wir zufrieden sein. 

11:16 Uhr, Ortszeit Dublin.
Wir sind gelandet. Der Pilot scheint ja richtig Gas gegeben zu haben. Die Hälfte der Verspätung haben wieder reingeholt.  

11:48 Uhr, die üblichen Prozeduren wie Passkontrolle, 'SammelurinSammelurin
Wenn "Mann"
-ähnlich wie Frauen es immer tun-
in der Gruppe zum Pinkeln geht.
 
' abgeben und Gepäck fassen liegen hinter uns.
Wir sind am Meeting Point angekommen. Der Typ mit dem SEW-Travel Schild in der Hand hat mich sofort erkannt. Ich erzähle ihm, daß wir nach Banagher wollen. Er zeigt in Richtung Ausgang wo ich sofort unseren Fahrer erkenne. Nach nunmehr 20 Tour-Jahren kennt 'Mann' sich halt.
Der Fahrer bietet an uns schon zum Bus zu bringen. Dort könnten wir sitzen und in Ruhe warten. 'Warten'? Ich hab gleich wieder ein komisches Gefühl. Das bedeutet garantiert wieder auf das ominöse Flugzeug aus München warten. Er beruhigt mich aber sofort und meint, daß die Maschine schon gelandet sei, und es nicht mehr allzu lange dauern werde.

11:50 Uhr, wir wollen gerade los zum Bus, da fängt Qaddel an zu nölen. Wir sollen gefälligst warten, er müsse jetzt auch mal  piss  Wasser lassen gehen. "Außerdem weiß ich nicht wo der scheiß Bus steht !", fügt er noch hinzu. Ich versuche ihm kurz die Situation zu erklären. Es geht nämlich darum so schnell wie möglich bzw. vor allen Anderen im Bus zu sein. Nur so ist gewährleistet, daß Husti seinen Platz in der ersten Reiheerste Reihe
Busfahren zählt, bedingt durch seine Kinetose, nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Um das Schaukeln halbwegs zu überstehen, braucht er freie Sicht nach vorne. Der beste Platz dafür ist natürlich der neben dem Fahrer.
 
bekommt.
Wieso hab ich das Gefühl, daß das bei Quaddel nicht wirklich angekommen ist? "Dann gehe Du auf's Klo und warte hier. Ich komme zurück und hole dich dann hier ab !". Nee, nee, das ist wie bei kleinen Kindern. 

***


 

 Von Flaschen, Gläsern und Würmern

11:54 Uhr, den Bus kenne ich auch. Mit dem sind wir schon mehrfach gefahren. Den großen Riss in der Frontscheibe gibt es schon seit gefühlten 10 Jahren.
Zufrieden grinsend hat Husti seinen Platz in der ersten Reihe eingenommen. So positioniert kann er die Auswirkungen seiner Kinetose unter Kontrolle halten. Grube, Dieter und Holger verstauen unsere Taschen im Gepäckfach.

11:56 Uhr, "Ich mach nochmal los ", sag ich. "Das Kind vom Klo abholen !". Holger schließt sich mir an, der will noch was zu 'trinken' besorgen.

11:58 Uhr, auf halber Strecke kommt uns plötzlich Quaddel entgegen. "Ich denke Du weißt nicht wo der Bus steht ?", frage ich verwundert. "Na auf dem Parkplatz wo der immer steht. Einfach hier lang und dann rechts ".
Der Mensch macht mich fertig. Erst nölt der rum, und jetzt tut der so als wenn es für ihn das normalste auf der Welt ist allein zum Bus zu finden. 

12:00 Uhr, wir sind im 'Getränkeladen' wo sich Holger sofort sechs Flaschen Wasser aus dem Regal greift. Weil uns das mit dem Waser zu Hause kein Mensch glauben würde, mache ich zum Beweis eine Videoaufnahme. Im Notfall kann ich ja später im Schnittprogramm das Gesicht mit 'nem schwarzen Balken anonymisieren. 
Da ich immer noch ziemliche Kopfschmerzen habe, mache ich noch an der Kasse eine der Flaschen auf und spüle mir damit eine 'AntidröhnAntidröhn 
Fachbegriff für Kopfschmerztablette
Etwas gegen das 'Dröhnen' Im Kopf tun.
 
' runter.

12:06 Uhr, Husti hat von Quaddel die 'BusflascheBusflasche
Über die Jahren ist es zur Tradition geworden, während des Bustransfer vom Airport zum
Boots-Liegeplatz ein "Schlückchen" Whiskey
zu trinken. Die dafür bestimmte Flasche ist demzufolge die "Busflasche".
 
' überreicht bekommen. Das heißt, er muss sich um das Entkorken kümmern. Um auch das für die Nachwelt zu konservieren, sichere ich diese Aktion in Form eines kurzen Videos auf eine micro-SD Karte.
Als verantwortlicher Beschaffer o.g. Flasche spendiert Quaddel dieses Jahr eine "Select Reserve" aus dem Hause Jameson. Selbstredend, daß so ein feines Tröpfchen nicht einfach aus der Flasche getrunken wird. Wie 2013 beschlossen und schon im letztem Jahr umgesetzt, hat jeder sein persönliches und mit Namen versehenes Whiskeyglas im Handgepäck.

12:16 Uhr, zur Vorbeugung gegen eventuelle Gleichgewichtsstörungen oder Knieschmerzen schenkt Quaddel eine zweite Runde Whiskey ein.  

12:18 Uhr, mittlerweile sind auch die Truppenteile auf die wir gewartet haben zugestiegen. Der Busfahrer zählt zur Sicherheit die Leute durch und macht zustimmend nickend entsprechende Haken auf seiner Liste. 

12:20 Uhr, der Bus fährt los. Es wird Zeit mal wieder feste Nahrung einzunehmen. Dieter reicht nochmals Knackwurst und ich bringe als Alternative paar "Rügen Würmer" (XXL Salami Snack) ins Rennen.

12:28 Uhr, Holger versucht zu Hause anzurufen, landet aber nur auf einer elektronischen 'Sprechmaschine'. Bei Grube und in letzter Zeit auch bei Husti bin ich das ja gewöhnt, aber das Holger jetzt auch diesem Laster verfallen ist, das ist mir neu.

12:30 Uhr, "Die Wurst war ziemlich fettig. Da müsste man eigentlich was dagegen tun, oder ?". Quaddel lässt die nächste Runde Whiskey ein.
Auf den hinteren Reihen macht sich langsam ungläubiges Staunen breit. Oder ist das gar Entsetzen? Eigentlich bräuchten wir hier im Bus auch so einen Vorhang wie im Flugzeug. So könnte die Business Class vom restlichen 'Gesinde' getrennt werden, und wir würden nicht Gefahr laufen bei anderen Mitreisenden unangenehm aufzufallen. Falls mal kein Vorhang zur Verfügung steht, könnten wir ja im Notfall auch unsere Gläser in braune Papiertüten stecken. 

12:46 Uhr, "Whiskey hat aber auch 'ne gewisse 'Restfettigkeit'! Oder bilde ich mir das nur ein ?". Quaddel zieht die Flasche aus seiner Tasche. "Dann ist aber erst mal Pause ", meint er, "sonst sind wir ja gleich besoffen !". Blöde Idee, das wird bestimmt die härteste 1/4 Stunde. "Müssen wir jetzt die Gläser wegpacken ?", fragt Dieter besorgt..

13:04 Uhr, die Busflasche ist Geschichte! 

13:10 Uhr, Grube telefoniert   Das führt bei mir zu einer gewissen Beruhigung. So weiß ich wenigstens, daß er gesund ist und es ihm gut geht.

13:18 Uhr, die "Select Reserve" scheint langsam Wirkung zu zeigen. Es ist ziemlich ruhig geworden. 

13:56 Uhr, Grube reicht mir seinen Flachmann. Eine sehr gute Idee wie ich finde. An solchen Gesten erkennt man wahre Freunde. 

14:06 Uhr, noch 27 km bis Banagher 

***


 

 Nicht gewünschte Upgrades und andere Unterbrechungen

14:28 Uhr, der Bus hält vor'm CC Office. Wie immer übernimmt Husti meine Reisetasche, und ich eile sofort los um den Papierkram zu erledigen. Leider sind aber schon andere Mieter vor uns angekommen und entsprechend gefüllt erwartet mich der 'Warteraum'. 

14:38 Uhr, "Die Geschäftsleitung hat beschlossen euch als V.I.P. einen kostenlosen Upgrade zukommen zu lassen !". "Was für Upgrade ?", frage ich etwas verwirrt. "Ihr bekommt ein besseres Boot, eine 'Fermanag'. Die ist etwas größer und auch schöner ". Zum Glück kenne ich aber alle Boote von CC ganz gut. "Naja, größer vielleicht aber schöner das ist Ansichtssache ", antworte ich. "So richtig gefällt mir das mit dem Upgrade ehrlich gesagt nicht ". Husti, Holger und Dieter haben nur gehört "größer und schöner" und wollen sich das Boot mal angucken."Bei unserer gewohnten Waterford haben wir drei Kabinen und drei getrennte Naßzellen ", zeige ich auf dem Grundrissbild. "Auf der Fermanag gibt's nur zwei Naßzellen. Und die, die in den hinteren Kabinen schlafen, müssen ständig durch die Kombüse latschen, wenn die auf's Klo wollen ". "Nee ", meint Dieter, "das geht ja gar nicht ". "Sag ich doch !", sag ich.
Ehrlich gesagt sind mir die hinteren Kabinen scheißegal. Aber für mich viel schlimmer ist die Flybridge. Der Sitz ist noch unbequemer als bei der Waterford. Da ich den größten Teil der Tour dort oben verbringen werde, hab ich keinen Bock drauf an Stelle einer Lehne immer nur einen Metallbügel im Rücken zu haben. Außerdem gibt es sowas wie einen Windschutz nicht mal ansatzweise. Ein bisschen Komfort möchte ich aber schon an meinem 'Arbeitsplatz' haben.

14:40 Uhr, "Ihr könnt auch die Waterford kriegen, wenn ihr unbedingt wollt. Das dauert allerdings noch etwas ", meint der CC-Mitarbeiter. "Da müssen wir nur noch schnell was umräumen ". 

15:08 Uhr, es ist soweit. Das Boot ist 'umgeräumt' und wir übernehmen unsere 'Waterford'.

15:12 Uhr, Holger, Husti und Dieter begeben sich auf Proviantbeschaffung. Grube und Quaddel sind in ihren Kojen verschwunden.
Irgendwie werden meine Kopfschmerzen immer stärker. Ich glaube, ich muss noch 'ne 'Antidröhn' einwerfen. Zum Glück hat Grube noch 'nen Schluck Mineralwasser in seinem Rucksack. Eine Kopfschmerztablette mit Whiskey runterspülen kommt bestimmt nicht so gut.

15:30 Uhr, Grube bezieht die Betten, besser gesagt beide Betten in unserer gemeinsamen Koje, und das freiwillig. Ich musste ihn nicht mal wie geplant mit 'nem Whiskey bestechen. Guter Mann! Quaddel bezieht hinten in der 'SeniorensuiteSeniorensuite
Dort shlafen die Tourteilnehmer, die sich bereits im fortgeschrittenem Alter (jenseits der 60) befinden.
 
' ebenfalls beide Betten. Entweder hat der das bei Grube abgekuckt, oder er hat von Husti Anweisung bekommen. Ich vermute letzteres wir's wohl gewesen sein. 

16:12 Uhr, ich checke das Multimediaequipment. Da gab's bisher jedes Jahr irgendwelche unangenehmen Überraschungen. Mal sehen was dieses Jahr so passiert.

16:14 Uhr, mein USB-Stick mit mehreren Stunden 'altersgerechtealtersgerecht
Das ist Musik, mit der wir aufgewachsen sind.
Wie z. Bsp. "Depp Purple", "Led Zeppelin",
"Black Sabbath" oder "The Rolling Stones"
um nur einige Namen zu nennen.
 
' Musik läuft nach dem 3. Versuch. Das ganze Radio ist zwar etwas 'klapprig' und die Tasten reagieren nur sporadisch, aber die musikalische Unterhaltung scheint gesichert. Viel schlimmer ist, daß meine mitgebrachten Tour-DVD's nicht funktionieren. Der flache Fernseher an der Wand will die einfach nicht schlucken. Die kann ich schon rein mechanisch gar nicht 'einführen'. Scheiße, es wäre ja auch viel zu schön gewesen, wenn das mal auf Anhieb funktionieren würde. Bevor ich mir hier aber die Finger vergolde, warte ich lieber bis ein 'Fachmann' vom Vermieter kommt. 

16:18 Uhr, mir brummt immer noch der Schädel. Irgendwie scheinen sich die Kopfschmerzen festgebissen zu haben. Na gut, eine 'Pille' riskiere ich noch. Wenn dann nichts passiert, weiß ich auch nicht mehr weiter.

16:24Uhr, der 'Fachmann' kommt und fragt ob wir eine Einweisung brauchen. Ich teile ihm mit, daß wir keine Einweisung brauchen, dafür aber, 3 Plastestühle für's Oberdeck, 3x Klopapier als Reserve und wenn möglich paar Kleiderbügel, die fehlen nämlich komplett in allen Schränken. Ach ja, und er soll sich mal die Sache mit den DVD's anschauen. 

16:28 Uhr, nach mehreren Fehlschlägen nimmt er den flachen Fernseher von der Wandhalterung und meint, daß es besser sei, wenn er uns ein anderes Gerät bringt. Gut, mir soll's Recht sein. Hauptsache der 'neue' Fernseher funktioniert. 

16:40 Uhr, die für Proviant zuständigen Crewmitglieder sind von ihrer 'Beschaffungstour' zurück. Wie aus stets gut informierten Kreisen zu erfahren war, haben die natürlich wie gewohnt noch 'nen kurzen Halt bei J.J. Hough gemacht. Das ist bestimmt auch der wahre Grund warum die immer scharf drauf sind freiwillig den Einkauf zu übernehmen. 
Wie immer filme ich die Bunkerung des Proviants. Besonderen Wert lege ich speziell auf das fotogerechte Stapeln der Guinness Kollis. Immerhin 10 Kollis a 12 BüchsenBüchse 
In den alt-Bundesländern auch gerne
als Dose bezeihnet.
 
. Das sollte für's Wochenende reichen. 

16:48 Uhr, da jetzt alle Pullen auf dem Tresen stehen, mache ich das obligatorisches 'Whiskeyfoto' für's Archiv. Das ist zwar jedes Jahr das Gleiche, aber es gehört irgendwie dazu. 

16:54 Uhr, keine Ahnung ob's der Anblick dieser Unmengen an Destillaten war oder die Tabletten endlich Wirkung zeigen. Mir steht kalter Schweiß auf der Stirn, die Finger kribbeln und alles dreht sich. Ich glaube, ich muss jeden Moment kotz..  



18:06 Uhr, ich befinde mich wieder unter den Lebenden 
Zwar sind die Kopfschmerzen endlich weg, und der Kreislauf scheint sich auch soweit stabilisiert zu haben, aber meine seit langem geplante Jubiläumstour "20 Jahre Irland" hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Das ist wie im richtigen Leben. Sachen auf die man sich freut und die man ganz besonders gestalten will, die gehen meistens in die Hose. Wie lautet ein alt bewährter Spruch:"Erstens kommt es anders und Zweitensl als man denkt !".
Aber egal, weiter geht's. Grube schenkt mir erst mal ein Guinness ein. Schließlich hab ich 'ne gute Stunde nachzuholen. 

18:08 Uhr, Husti hat mittlerweile seine Zivilklamotten gegen seinen 'KombüsenblaumannKombüsenblaumann 
Fachbegriff für Küchenschürze.
 
' getauscht. Der schiebt schon die erste Hochleistungsschicht in seinem 'Revier', in Fachkreisen auch als Kombüse bezeichnet. Da mir der Begriff 'Führungskraft Kombüse' oder auch Chef de Cuisine einfach zu lang ist, um ihn hunderte mal zu schreiben, tritt Husti im weiteren Verlauf des Tagebuchs wie gewohnt unter seinem Künstlernamen "Smutje" auf. 
Wie ich sehe, sind mittlerweile auch die Plastikstühle, Toilettenpapier und Kleiderbügel an Bord gekommen. Einen neuen Fernseher haben wir auch. Holger hat sogar eine 'fachmännische' Einweisung bekommen. Somit kann ich das Thema 'Videounterhaltung's also getrost an ihn weiter delegieren. 

18:14 Uhr, es gibt Abendbrot. Da heute Anreisetag ist, gibt's das allseits bekannte 'StandardprogrammStandardprogramm
Sülzblase rot und weiss sowie Leber- und Blutwurst, persönlich von Holger aus Thüringen nach Irland importierte. Ergänzt durch selbstgemachtes Griebenfett vom Smutje und ebenfalls aus "D" importiertes Schwarzbrot.
 
'. 

18:30 Uhr, Holger stellt wortlos sechs U-Berg auf den Tisch. Ich schätze, die sind als Verdauungshilfen gedacht.

19:08 Uhr, der Smutje bemängelt, daß beim Einkauf Baguetten und Mülltüten vergessen wurden. Das ist mehr oder weniger die verdeckte Aufforderung "Freiwillige vor !". Holger und Grube stellen sich spontan und 'uneigennützig' zur Verfügung. Ob das gut geht? Denen sind doch Baguetten oder Mülltüten egal. Die suchen doch nur einen Grund wieder in die "Railway Station" einzurücken. Das haben die letztes Jahr schon drauf gehabt. Danach sahen die nicht wirklich gut aus.

19:30 Uhr, aus einer der hinteren Kojen dringen die typische Sägegeräusche. Dieter scheint einige Festmeter Feuerholz zu bearbeiten.
Der Smutje bereitet unten in der Kombüse schon den Gulasch für Montag vor. Die traditionelle Hammelkeule, die es immer Sonntags gibt, ist bereits präpariert, wie er sagt.  

20:14 Uhr, Holger und Grube sind zurück. Wieder Erwarten sehen die noch ganz gut aus. "Der Baguettenladen macht 'leider' erst 09:00 Uhr auf ", erzählt Holger, "da haben wir wenigsten schon paar Rohlinge zum aufbacken mitgebracht ".
"Wieso leider ?", frage ich. "09:00 Uhr ist doch optimal, also kein Grund für Quaddel vorher durch's Boot zu rammeln. Ich bin für 'frische' Baguetten, gerne auch 'nach' neun Uhr ".  

20:20 Uhr, Holger will Gulasch kosten. "Nischt is mit Gulasch ", tönt's aus der Kombüse. "Wir wollen Montag noch was essen von dem Zeug !".

20:24 Uhr, rein prophylaktisch und um die Zeit irgendwie rumzukriegen gibt's sechs U-Berg und zur Stärkung danach noch 'nen Jameson. 

***


 

 Der Abend bei J.J. Hough

21:30 Uhr, wir machen uns auf in unseren Lieblingspub.

21:42:Uhr, gähnende Leere empfängt uns bei J.J Hough. Das sind wir aber mittlerweile gewöhnt um diese Uhrzeit. Später wird das sicher noch voll. 

21:48 Uhr, der Smutje bringt zusammen mit Holger sechs Guinness vom Tresen an den Tisch.

22:04 Uhr, es läuft Musik aus der 'Konserve'. Das gab's hier eigentlich auch noch nie. Zumindest ist es mir nie bewusst aufgefallen.

22:26 Uhr, na bitte, geht doch!
Langsam wird's voll und die Musik wird inzwischen auch wie gewohnt mit richtigen Instrumenten und mit Hand gemacht.

22:30 Uhr, Musik und Stimmung werden immer besser. Mittlerweile sitzt auch Theresa am Klavier. Darauf noch ein Guinness! 

23:00 Uhr, Dieter geht die nächste Runde Guinness bestellen. Ob der das hinkriegt? Obwohl, das hat der andere Jahre auch schon geschafft. Der hält da einfach sechs Finger hoch und sagt "Guinness !". 

23:20 Uhr, der Smutje wirft das Handtuch. Der muss noch den Gulasch verstecken bevor Holger wieder an Bord kommt. Nicht das der dann wieder 'ne Fressorgie startet und gleichzeitig die Kombüse in ein Schlachtfeld verwandelt. Das mag der Smutje nämlich gar nicht. Das Rumfressen selber ist nicht das Problem, aber wenn's danach aussieht als hätte 'ne Bombe in seinem 'HobbyraumHobbyraum
Auch Küche oder Kombüse genannt.
 
' eingeschlagen.

23:30 Uhr, ich hole noch fünf Guinness am Tresen.
Wenn ich jetzt so in die Runde schaue, werden das bestimmt die letzten Fünf sein. Bei Dieter bin ich mir nicht ganz sicher. Aber Grube und Holger haben schon sichtlich gegen die akute 'Augendeckelsenkung' zu kämpfen. Quaddel hingegen macht noch einen erstaunlich frischen Eindruck. Das überrascht mich schon etwas. Andere Jahre ist der erst gar nicht mit in den Pub gekommen. Da war der um diese Zeit schon längst im Reich der Träume.

23:54Uhr, geordneter Rückzug wird befohlen!

00:12 Uhr, wieder an Bord gibt's noch 'nen letzten Absacker.
Holger rumort unten in der Kombüse rum. Er kommt aber sichtbar enttäuscht wieder hoch. Der Gulasch scheint gut versteckt zu sein. Ich würde behaupten, der Smutje hat den Topf mit ins Bett genommen.  

00:20 Uhr, Grube wankt ins Bett. Wobei wanken der falsche Ausdruck ist. Der schwebt regelrecht die drei Stufen zu seiner Koje runter.

00:24 Uhr, als ich in unsere Kajüte komme, sitzt Grube diagonal über sein Bett verteilt und zerrt stöhnend an seinen Klamotten. An Jacke, Weste und Hemd gleichzeitig ziehen ist irgendwie kontraproduktiv. Ich glaub, hier muss ich helfend eingreifen.Nachdem er von seinen oberen Klamotten befreit ist, helfe ich noch die Jeans von den unteren Extremitäten zu ziehen. Bei der langen Unterhose höre ich dann aber auf. Das Elend muss ich mir jetzt um diese Uhrzeit nicht antun. 

Gute Nacht!
***
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