Die Geschichte

Zu Silvester 1959 unterschrieb Arthur Guinness, damals gerade 34 Jahre alt, den Pachtvertrag für eine heruntergekommene Brauerei am St. Jame's Gate in Dublin für die nächsten "9000 Jahre". Der Preis für dieses lukrative Geschäft betrug 100 irische Pfund für das Inventar und 45 Pfund als jährlicher Pachtzins. Vor Erfindung des dunklen Porters wird helles Bier und englische Ale gebraut. (Porter - Ein armer Bauer verarbeitete nach einem Speicherbrand die verkohlte Gerste. Das Ergebnis schmeckte aber nur den Gepäckträgern im Londoner Covent Garden -den "Porters"-) Als Arthur Guinness von diesem schwarzen Gebräu mit cremiger Schaumkrone und feinherbem Geschmack hörte, erkannte er sofort, daß in diesem Bier die Zukunft liegt. Durch diverse Verfeinerungen wird aus dem ursprünglich bitteren Gebräu ein schmackhaftes dunkles Bier. Diese Neuschöpfung taufte Arthur Guinness "Extra Stout". Die Nachfrage wuchs rasant und Guinness wurde schnell zum irischen Nationalgetränk. Die Sterne standen gut für die Brauerei. Als dann im 18. Jahrhundert der Halleysche Komet (wie auch zur Firmengründung) erschien, war Guinnes bereits die größte Brauerei Irlands. Als Zeichen der Verbundenheit zu Irland wurde 1862 die Harve (das irisches Nationalsymbol) zum bekannten Markenzeichen von Guinness.

Die gigantische Karriere verschaffte Guinness 1914 einen einsamen Platz an der Weltspitze. Heute wird das Kultbier in über 150 Ländern getrunken. Im Dubliner Stammhaus werden täglich vier Millionen Pints hergestellt. Die Hälfte ist für den Export bestimmt, die andere Hälfte fließt durch irische Kehlen - bei 3,5 Millionen Einwohner in der Republik Irland eine große Menge. "Gott hat den Alkohol erschaffen, damit die Iren nicht die Welt regieren".
1997 fusioniert Guinness mit Grand Metropolitan und erhält den Namen "Diageo". Die größte Sparte des Unternehmens sind die Spirituosen (ca. 7000 Schnapssorten), z.Bsp.Johnnie Walker und Gordeons's Gin oder Baileys. Gefolgt von den Lebenmitteln, wie der "Burger King"-Kette. Erst an dritter Position steht das Bier. Nicht zuletzt ist auch das Guinness Buch der Rekorde ein Kind von Diageo. Nur die Bibel wurde mehr verkauft.



   Guinness eine Weltanschauung

Guinness ist mehr Religion als nur ein Getränk. Obwohl der Hauptsitz inzwischen in England ist, gilt Guinness immer noch als das irischste aller Produkte und wird von den meisten sofort mit Irland assoziiert. Fast die Hälfte des Biermarktes entfällt auf Stout. Keinem anderen Getränk wird solche Aufmerksamkeit beim Zapfen zuteil. Das Glas wird im 45-Grad Winkel gehalten wobei der Hahn den Inhalt nicht berühren darf. Nachdem etwa 2/3 eingeschenkt sind wird eine Minute gewartet. Anschließend wird das Pint aufgefüllt bis die cremige Schaumkrone genau auf dem Glasrand sitzt und erst serviert, wenn sich das Bier beruhigt hat. Die echten Könner am Zapfhahn zaubern als krönenden Abschluß noch ein irisches Kleeblatt (Shamrock) oder sogar eine Harfe auf die Schaumkrone. Ist das Pint nicht perfekt, wird es anstandslos zurückgenommen.

Viele Dichter haben sich mit Guinness beschäftigt, sowohl in den Pups als auch in ihren Werken. Graham Greene und Charles Dickens haben darüber geschrieben. Der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson nahm sich einen Vorrat Guinness mit nach West-Samoa, wo er sich 1893 von einer schweren Grippe erholte. "Du siehst, daß ich noch nicht tot bin, und es auch so bald nicht sein werde", schrieb er an einen Freund. "Sowie ich mit dem Schreiben fertig bin, werde ich mir ein Guinness genehmigen." Samoa war keineswegs der exotischste Ort, an dem Guinness getrunken wurde. Douglas Mawson, der australische Forscher, schleppte 1909 ein paar Flaschen mit auf seine Expedition zum Südpol und ließ sie dort zurück. Das Lager wurde 1927 von einer anderen Expedition gefunden. "Die Vorräte waren nach 18 Jahren noch im guten Zustand", heißt es im Tagebuch. Es gab auch vier Flaschen Guinness auf dem Regal, die zwar gefroren waren, aber ausgezeichnete Verwendung fanden. Eine der Flaschen vom Südpol steht heute im Guinness Museum welches sich im ehemaligen Hopfenspeicher (Hop Store) befindet.



   Guinness und Werbung

Kurz und prägnant fasste es die Krimischriftstellerin Dorothy L. Sayers. "Guinness is good for you", schrieb sie, und das war auch der erste Werbeslogan, der am 2. Februar 1929 in einer überregionalen englischen Zeitung "The Daily Chronicle" erschien. In den USA wurde die Reklame umgehend verboten, denn ein alkoholisches Getränk könne unmöglich good for you sein. Doch, behauptet Guinness. Beim Brauen werde nur "Malz, Gerste, Hopfen, Hefe, Wasser und die menschliche Hand" verwendet, das Bier habe deshalb immer dem deutschen Reinheitsgebot entsprochen und wurde schon in den dreißiger Jahren nach Deutschland exportiert. Die Guinness-Reklame ist ebenso berühmt wie das Produkt selbst. Der erste Werbedesigner war John Gilroy aus dem nordenglischen Newcastle. Er entwarf die Kampagne "Guinness for strength", in der Menschen schier Unglaubliches nach dem Genuß eines Pints vollbrachten. Ab 1935 verwendete er Zootiere in der Werbung, am bekanntesten wurde der Tukan mit seinem großen, gelben Schnabel, auf dem er mühelos ein Pint Guinness balancieren konnte. Offiziell wurde das bekannte Tier zwar 1982 pensioniert, doch zur Fußballweltmeisterschaft 1992 in den USA kam der Vogel als Maskottchen des irischen Teams wieder zu Ehren - mit zwei Pints auf dem Schnabel.
Auch als Sponsor macht sich Guinness nicht nur einen guten Namen, sondern sorgt dadurch auch für einen stetig fließenden Absatz. Über 100 Festivals in Irland werden gefördert, darunter das Wexford Opernfest, die Rose of Tralee, das Belfast Festival -auch das Kulturfest der Sinn Fein in West Belfast- und das Austernfest in Galway.

Bis Heute hat sich der Verkauf oder Vertrieb von Guinness Artikeln zu einem eigenen kleinen Industriezweig entwickelt. Ob T-Shirt, Spielkarten, Biergläser, Socken oder Dessous, es gibt mittlerweile kaum einen Artikel aus dem täglichen Leben, den es nicht mit dem Guinness Logo zu kaufen gibt. Egal wo man in Irland ist, man kann sich nicht im Kreis drehen ohne wenigstens einmal das Wort Guinnes gelesen oder den Tucan bzw. die Harfe gesehen zu haben.

"Guinness ist überall"



   Guinness und Gesundheit

1815 schrieb ein Dragoner aus dem im Nordwesten Irlands gelegenen Städtchen Enniskillen nach der Schlacht von Waterloo: "Ich spürte dieses außerordentliche Verlangen nach einem Glas Guinness und bin fest davon überzeugt, daß Guinness mehr als alles andere zu meiner Genesung beigetragen hat".

In der bereits erwähnten Zeitungsanzeige von 1929 hieß es, Guinness sorge für starke Muskeln, helfe bei einem geschwächten Nervenkostüm, sei gut nach einer Erkältung und anderen den Körper schwächenden Krankheiten sowie gegen Schlaflosigkeit. Zudem diene es der Anreicherung des Blutes. Die Guinness-Direktoren waren von dem Slogan "Guinness is good for you" schockiert. Das sei naiv, schließlich habe doch bereits jeder gewußt, das Guinness gut sei. Also regten sie an, auf den gesundheitlichen Nutzen des Guinness-Genusses hinzuweisen. Zudem ließen sie 28 000 Ärzte zu den Vorzügen des Dunkelbieres befragen.

74 Jahre nach dem Aufkommen der Werbeparole berichtete nun Professor Folts von der Universität Wisconsin auf dem Jahrestreffen der American Heart Association, seine Versuche an acht Hunden mit verengten Arterien hätten ergeben, daß ein Pint Guinness täglich das Risiko von Blutgerinnseln, welche zu einem Herzinfarkt führen können, sehr deutlich mindere. Die Vergleichsuntersuchung erfolgte mit der Amsterdamer Bier-Weltmarke Heineken. Dabei stellte sich der durch Guinness erzielte Effekt jedoch nicht ein. Professor Folts führt die positive Eigenschaft des Guinness auf die Flavonoide zurück, Naturstoffe, die für Dichtigkeit und Permeabilität der Körpergefäße wichtig sind. Auch bei dunkler Schokolade und Rotwein, so Folts, wirken sich die Flavonoide positiv aus. Wie beim schwarzen Guinness seien die zusätzlichen Kalorien allerdings als negativ zu erachten. An dieser Stelle wäre noch zu erwähnen, dass ein Pint (= 0,57 l) Guinness 210 kcal hat. Die gleiche Menge fettarme Milch kommt auf 260 kcal und Orangensaft enthält immerhin noch 220 kcal. Ein Schelm der Arges denkt, aber immerhin beruhigt es etwas.

Ein Sprecher des multinationalen Konzerns Diageo, zu dem Guinness gehört, erklärte, das Unternehmen stelle für seine Getränke keine medizinischen Behauptungen auf. In der Produktwerbung würde den potentiellen Guinness-Konsumenten "responsible drinking" angeraten. Laut Wörterbuch das verantwortungsvolle oder -bewußte, zuverlässige oder solide Trinken.



   Die Herstellung

Guinness ist ein dunkles, malziges Bier mit einer cremigen Schaumkrone. Die vier Hauptbestandteile sind Wasser, Gerste, Hopfen und Hefe. Das Wasser stammt aus den südlich von Dublin gelegenen Wicklow Mountains und nicht wie oft behauptet aus dem Dubliner Fluß Liffey!!

Irische Gerste wird gemälzt, geflockt und geröstet (um die unverkennbare Färbung zu erzielen). Alle drei Varianten werden gemeinsam in einer Schrotmühle gemahlen. Das entstandene Schrot wird mit Wasser zu einer Maische verarbeitet, die für eine Stunde im Maischapparat bleibt. Die dabei in Zucker umgewandelte Stärke ergibt eine süsse, dunkle Würze. Dieser Würze wird nun Hopfen (für den Geschmack von Guinness verantwortlich) in zwanzig-Tonnen-Kesseln zugefügt und vermengt. Das Ganze wird für 90 Minuten bei hohen Temperaturen gekocht und anschliessend gefiltert. Die Masse muss nun abkühlen, bevor sie mit Hefe versetzt wird. Dieses Gemisch kommt anschliessend in einen Gärkessel, wo sich ein Teil des Zuckers in Alkohol verwandelt. Das Ganze dauert etwa 48 Stunden. Nach dieser Zeit wird die Hefe mit Hilfe einer Zentrifuge entfernt. Die Flüssigkeit ist nun zu Stout-Bier geworden, welches für weitere zehn Tage in grossen Tanks reift. Danach wird es abgefüllt.

Seit Oktober 1999 kommen deutsche und europäische Guinness-Trinker in den Genuss, original irisches Guinness gezapft zu bekommen. Bisher war für den europäischen Markt ein gehaltvolleres Bier gebraut, das Guinness Extra Stout. Wo liegen die Unterschiede?

Hier ein Vergleich:

 original irisches Guinnessfuer Deutschland gebraut (alt)
Stammwuerze10,0%11,9%
Alkoholgehalt 4,2% 5,0%
Brauartobergaerigobergaerig
Geschmackherb-frisch wenig Bitterstoffegehaltvoll-herb viel Bitterstoffe


   Die Innovationen

                "Bei Guinnes sind sogar die Flaschen Intelligent".
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Angesichts der unzähligen Biersorten und deren Anhänger erst recht. Aber über eins sind sich alle einig: Ein frisch gezapftes Bier schmeckt besser als aus der Flasche.

Firmeneigenen Wissenschaftlern ist es nach langer Forschung gelungen, ein "gezapftes Guinness" in eine Büchse bzw. Flasche zu zwängen. Beim Aufreißen der Lasche platzt eine Kapsel, in die ca. ein Prozent des Doseninhalts komprimiert ist. Dadurch werden Millionen kleine Bläschen erzeugt, die dem Büchsen-Guinness erstaunliche Ähnlichkeit mit einem frisch gezapften Pint verleihen. Gleichzeitig verhindert die frei schwimmende Kartusche die übermäsige Bildung von Schaum beim Öffnen und hält somit auch die Kleidung sauber.

Gezapft wird Guinness mit einem Mischgas aus 80 % Kohlensäure und 20 % Stickstoff. Die Serviertemperatur liegt bei fünf bis acht Grad Celsius und die Idealtemperatur beträgt 6°C.



   Zahlen & Technik

* Die Guinnessbrauerei -
hat einen Jahresverbrauch von 90.000 Tonnen gezüchteter Gerste und 6.000 Tonnen Hopfen. Täglich werden 16 "Kessel" mit je 20 Tonnen Mahlgut und 70 Tonnen Wasser angesetzt. Das entspricht jeweils 250.000 Pints und einer Tagesproduktion von 4.000.000 Pints


* Das Brauhaus -
ist Hauptverbraucher des Firmeneigenem Kraftwerkes und benötigt 40% der erzeugten Energie. Das entspricht dem Verbrauch von 4.000 Haushalten. Im Brauhaus gibt es 110 Behälter mit einem Fassungsvermögen zwichen 175.000 - 700.000 Pints. 30.000 Pints pro Minute fliesen durch 32 km lange Rohrleitungen wo an 5.000 Messpunkten ständig die Qualität überprüft wird. Zur entwicklung der Software, die mit über 30.000 Befehlen den gesammten Produktionsprozess steuert, wurden 60 Mann-Jahre benötigt. Für die Energie und Datenverteilung wurden über 160km Kabel verlegt.


* Die Fassabfüllung -
hat 3 Abfüllstrecken mit einer Kapazität von 1.800 Fässern pro Stunde. 1990 erreichte die Produktion den Rekord von 4.000.000 Fässern was 400.000.000 Pints entspricht. Es werden 3 Größen von Fässern (30, 50 und 51,1 Liter) abgefüllt.


* Die Tankabfüllung -
erfolgt in Tanklaster oder Tank-Container. Früher gab es sogar 2 Bier-Schiffe die "Miranda Guinness" und "Lady Patricia" mit einem Fassungsvermögen von je 1.850.000 Pints. Diese weltweit einzigen "Tankschiffe" wurden 1992 leider außer Dienst gestellt und werden sicher von vielen am "Sir John Rogersons Quay" ind Dublin vermisst. Heute wird dieser Anteil des Transports von konventionellen Containerschiffen übernommen.


* Die Power Station -
das Firmeneigene Kraftwerk erzeugt Dampf und Energie für den Gesammten Produktionsprozess. Vier Boiler (geheizt mit Kinsale Natur Gas) erzeugen den Hochduck Dampf für den Antrieb der Turbinen. Danach wird der druckreduzierte Dampf noch als Energiequelle zum Heizen oder Reinigen der Behälter und Rohrleitungen genutzt.
- die erzeugte Dampfmenge pro Stunde = 120 Tonnen
- die Dampftemperatur = 410 Grad Celsius
- die erzeugte Elektroenergie = 12.000 KW
- der Gasverbrauch entspricht dem von 10.000 Haushalten
Die Tatsache daß die "Guinness Power Station" den benötigten Dampf für den Produktionsprozess und zusätzlich zur Stromerzeugung liefert, macht sie doppelt so effizient wie herkömmliche Kraftwerke.